Gut ausgeruht gehen wir am nächsten morgen frühstücken und anschliessend wieder zum Zielbereich, denn heute stehen noch
ein paar Ankünfte an. Den Anfang macht dann Bart de Marie und ihm folgt der junge Engländer Peter Fleck, der im
Zielbereich von seiner Mutter mit Union Jack Fläggchen begrüsst wird. Auch ein paar Tränchen kullern, so erfreut,
glücklich und stolz ist die Mutter über die Leistung ihres Sohnes. Ich beschliesse noch zur Klondike rüber zu gehen,
um dort noch ein paar Aufnahmen zu machen. Auf dem Rückweg bekomme ich noch den Zieleinlauf von Jennifer Raffaeli
mit und im Anschluss gehe ich noch in die Old Fire Hall rüber denn dort wird heute der Film: 'The Lone Trail' gezeigt.
Mit diesem tollen Video Film beende ich den heutigen Nachmittag und gehe ins Hotel, um mich frisch zu
machen. Heute abend soll es wieder ins Flippers gehen, dort spielt eine Liveband mit dem vielversprechendem,
orginellem Namen : Die "Jägermeisters " Da bin ich aber mal gespannt ?! Um es kurz zu machen, die Band war geil,
hat super Musik gemacht und es wurde wieder einer dieser Nächte der langen Messer, aber trotzdem bin ich am nächsten
morgen schon um 7 Uhr aufgestanden, denn der Schweizer Pierre-Antoine Heritier wird in Whitehorse erwartet und eben
dieser Pierre ist auch mit einem Siberian Husky Team unterwegs und das möchte ich unter keinen Umständen
verpassen. Um 8.20 Uhr ist es dann soweit und der Schweizer läuft mit 11 Siberian Huskys in den Zielbereich ein.
Pierre sieht grauenhaft aus, im Gegensatz zu seinen Hunden, die einen guten Eindruck hinterlassen. Er gibt sich
Wortkarg den Fragen der anwesenden Presseleute und Pierre scheint richtig angepisst zu sein, denn seine beiden
Doghandler sind nicht im Zielbereich, um sich um die Hunde zu kümmern. Was ist denn da los ? Zuerst dachte ich das
beiden Damen vieleicht gestern auch im Flippers waren, aber als sie dann auftauchen bin ich mir sicher, nein die
waren gestern Nacht nicht mit dabei! Nun erhellt sich die Mine von Pierre etwas, als er die Beiden sieht. Sofort
entschuldigen sie sich bei ihm, es wäre ihr Fehler gewesen, sie seien heute morgen zu spät von der Braeburn Lodge
losgefahren, hätten sich mit den Kilometern verkalkuliert und darum seien sie jetzt so spät hier. Aber Pierre kann
schon wieder lächeln, die Hunde werden gesnackt und anschliessend in den Dogtruck verladen.
Reinhard ein
ausgewanderter Deutscher der auch jedes Jahr fürs Yukon Quest als Judge arbeitet schlägt vor Frühstücken zu
gehen, denn der einzige Musher, der noch auf dem Trail ist, wird frühestens heute abend erwartet. Sehr gute Idee
Reinhard und so ziehen wir rüber ins Westmark und schlagen uns den Bauch voll. Reinhard erzählt beim Frühstück von
früheren Rennen, richtig interessant und als wir uns verabschieden gibt er mir eine Rolle und ich frage was da drin
ist ? Mach sie auf, sagt er zu mir, ich öffne und staune Bauklötze, ich halte ein Poster vom 1999 Yukon Quest mit
den Unterschriften aller teilnehmenden Mushern in den Händen. Das ist für dich sagt Reinhard, kannst du behalten,
bei mir verstaubt sowas nur. Daaaaanke Reinhard, das ist mir ein Sixpack wert, mindestens ein Sixpack, wenn wir uns
das nächste mal treffen. Stolz wie Oskar gehe ich rüber ins Riverview, wo Tina schon am packen ist, sie verlässt
Whitehorse heute schon Richtung Fairbanks denn sie fliegt von Fairbanks aus zurück nach Deutschland.
5:1 verloren:
Als Tina dann am Mittag aufbricht lege ich Waschtag ein und während die Wäsche ihre Runden in der Waschtrommel dreht,
gehe ich rüber zum Chinesen und lege ein 'All you can Eat Buffet' ein. Draussen steht Lance Mackey an seinem Dogtruck
und erklärt gerade ein paar Leuten, wie sein Schlitten aufgebaut ist und erzählt Storys über den Yukon Quest und das
Iditarod. Als ich zwei Stunden später zurück komme steht Lance Mackey noch immer mit den gleichen Leuten am
Dogtruck und fachsimpelt mit ihnen über Schlittenhunde, Rennen usw. Das nenne ich Fan-freundlich und überhaupt,
Lance Mackey ist trotz seiner erlangten Berühmtheit immer Mensch geblieben, sit nie abgehoben, wie so manch
anderer seiner Zunft. Den Nachmittag verbringe ich am PC und schreibe Tagebuch. Wie im Flug vergeht die Zeit
und so entschliesse ich mich, am frühen abend rüber zu gehen ins Edgewater Hotel, um mir ein Steak zu gönnen. Das
erste seit ich hier bin. Im Edgewater ist es rappelvoll ich ergattere noch einen Hocker an der Bar und ordere
sofort ein Pfeffersteak, denn in knapp einer Stunde beginnt gegenüber in der Old Fire Hall das Meet the Musher.
Nachdem ich mir das gute Steak reingefahren habe, gehe ich in die brechendvolle Old Fire Hall. Ich treffe einige
Leute von unterwegs wieder, die Musher sitzen alle an Tischen die in U-Form
aufgestellt sind. So ist es einfacher für die Fans sich ihre Autogramm Wünsche erfüllen zu lassen. Man braucht
ihnen nicht wie früher hinterher zu laufen, jetzt sitzt jeder an seinem Platz und die Leute können Poster
unterschreiben lassen oder sich mit ihrem Favoriten fotografieren lassen. Ich habe meine Poster schon alle in
Fairbanks unterschreiben lassen und so gönne ich mir ein Bierchen, mache einfach ein paar Fotos und erzähle mit den
Leuten.
Um 21.15 Uhr ertönt dann eine Durchsage das in wenigen Minuten die letzte Musherin des Yukon Quest 2010 im
Zielbereich erwartet wird. Alle strömen nach draussen und als dann um 21.37 Uhr Jocelyn LeBlanc in Whitehorse mit
noch 7 Hunden über die Ziellinie fährt ist der 2010 Yukon Quest schon Geschichte ! Jocelyn die hier in Whitehorse
lebt wird frenetisch von einigen Hundert Zuschauern gefeiert, als hätte sie den Yukon Quest gewonnen. Erschöpft
aber überglücklich freut sie sich mit jedem einzelnen ihrer Hunde. Sie bekommt von jedem anweseden Musher die Hand
geschüttelt und freut sich wie ein Schneekönig. Als sie das Mikrofon hingehalten bekommt bedankt sie sich bei der
Menschen Menge die ihr so einen Empfang bereitet hat. Sie sei erschöpft aber froh darüber das Rennen durchgestanden
zu haben. Mit viel Applaus wird Jocelyne und ihr Team verabschiedet und so heisst es für mich rüber ins Hotel und
den Abschluss Bericht tippen. Aber nicht sehr lange, denn heute wollen wir es nochmal so richtig krachen lassen. Im
Flippers war gestern Spass, aber heute machen wir mal Ernst !! Am nächsten morgen stehe ich etwas verkatert vor
dem Spiegel und frage mich, wer das ist der mir da Gegenüber steht ? Nutzt alles nichts, ab unter die Dusche und dann
raus an die Frische Luft und noch ein paar Besorgungen machen. Gegen Mittag bin ich wieder zurück und packe schon
mal grob meine Taschen denn morgen früh ist mein Rückflug nach Deutschland. Ich bin neugierig und schaue im PC
nach wie der 1.FC Köln gegen den VFB Stuttgart gespielt hat ? Ich traue meinen Augen nicht, mit 1:5 hat der FC
zu Hause gegen die Schwaben verloren, was für ein Scheiss Samstag ?!
Ich haue mich noch ein Stündchen aufs Ohr bevor es dann um 17 Uhr rüber geht ins High Country Inn. Hier ist heute abend
das Abschluss Banquet und die Musher werden geehrt. Pünktlich um 18 Uhr ergreift einer der Offiziellen das Wort und
die kanadische und amerikanische National-Hymnen werden gespielt. Es wird den Sponsoren gedankt, den Freiwilligen,
den Vets usw. das ist immer eine langweilige Prozedur, muss aber sein denn ohne diese Leute würde es den Yukon Quest
nicht geben. Für mich wird es erst wieder interessant als das Buffet eröffnet wird. Es ist nicht so, dass alle gleich
nach vorne stürmen, nein es wird nach Tischen aufgerufen. Die Tische sind alle nach Checkpoinst oder Dog Drops
benannt und so wird ein Tisch nach dem anderen aufgerufen. Ich sitze bei Rolf Schmitt und seiner Reisegruppe mit
am Tisch und wir haben viel zu erzählen. Als unser Tisch dann aufgerufen wird und wir zum Buffet dürfen reicht mein
Teller nicht aus, ich finde der ist zu klein. Oh je, wenn meine Frau mit dabei gewesen wäre, hätte die sich wieder
geschämt, so habe ich mir den Teller vollgehauen !! Aber es geht gut und ich komme an unserem Tisch an ohne
unterwegs etwas zu verlieren. Es wird ein schöner gemütlicher Abend. Nachdem dann alle gegessen , kommt es zu den
Preis Verleihungen für die Musher. Den Plazierungen von hinten nach vorne tritt zuerst Jocelyn LeBlanc auf die
Bühne und bekommt die Rote Laterne und den Challenge of the North-Award überreicht. Josh Cadzow bekommt auch
gleich zwei Auszeichnungen, den des Rookie of the Year und den Vet-Choice-Award . Der Sportsmanship-Award geht an
Sonny Lindner. Die Musher danken ihren Sponsoren, ihren Dog Handlern, der Familie usw, halten dann meistens noch
eine kurze Ansprache, dieses ist immer eine langatmige Sache - gehört aber dazu. Der letzte der auf die Bühner
gebeten wird ist der Sieger des Yukon Quest 2010: Hans Gatt, seine beiden Leader Hunde Kinvig und Stitch
bekommen noch auf der Bühne zerkleinertes Beef vorgesetzt (Nicht wie sonst üblich Steak). Danach bekommen sie
noch ihre Golden Harness übergestreift. Hans Gatt erzählt vom Rennen und was ihm so alles passiert und widerfahren
ist. Der Hans kann sogar lachen, sonst sieht man Hans mit ernster Miene aber heute hat er allen Grund zum Lachen.
Dann kommt er noch auf die Aussage von Lance Mackey zurück, der ihn aufgefordert hat zum Yukon Quest
zurückzukehren und sich ihm zu stellen, da ja jetzt eine Patt Situation herrscht und jeder der beiden das Yukon
Quest viermal gewonnen hat. Hans meinte dann mit einem Lächeln auf den Lippen. Er und Hugh Neff sollten sich ihre
Worte besser nochmal überlegen!
Als die Siegerehrung rum ist, spielt noch eine Tanzgruppe der Giwichn Natives
und der Abend klingt so langsam aus. Ich veraschiede mich von meinen vielen Weggefährten und mache mich auf
Richtung River View Hotel. Ich komme am Flippers vorbei und es ist schon wieder rappelvoll - aber heute nicht,
nee heute nicht !! Am nächtsen morgen heisst es um 5 Uhr Aufbruch Richtung Flughafen, ich nehme noch zwei von
Rolf Schmitts Gästen mit zum Flughafen, die in der gleichen Maschine wie ich, von Whitehorse nach Vancouver fliegen.
Neben mir im Flugzeug sitzt Rudi Niggemaier der als Race Judge für den Yukon Quest mit unterwegs war.
Wir lassen das Rennen nochmal Revue passieren bis Rudi die Augen
zufallen. Pünktlich um 6.40 Uhr hebt die Maschine Richtung Vancouver ab und setzt nach 2 Std.20. Minuten Flugzeit
in Vancouver zu Landung an. Ich verabschiede mich hier von den beiden Gästen von Rolf Schmitt und Rudi Niggemaier,
denn die fliegen über Calgary zurück nach Deutschland. Mich verschlägt es nach draussen und dort trifft mich der
Keulenschlag. Es sind 12 Grad Plus draussen
. Sofort entledige ich mich meiner Jacke und setze mich auf eine der Bänke vor dem Terminal Gebäude. Die Olympischen
Winterspiele sind noch in vollem Gange und so voll ist es auch auf dem Flughafen. Aber Winter Feeling kommt hier nicht
auf denn viele Leute laufen schon in Shorts und T-Shirt herum ! Ich beschliesse um 12.30 Uhr in den
Sicherheitsbereich zu gehen, um mir an der Bar noch einen Abschluss-Drink zu gönnen. Dabei lese ich am Lufthansa
Schalter das es morgen bei der Lufthansa zu einem Streik kommt, der drei Tage dauern soll. Aber das ist erst morgen
und dann bin ich schon wieder in Deutschland und träume vom Yukon Quest 2011 !!
Ich möchte mich zum Abschluss dieses 'kleinen' Reiseberichts bei allen Freiwilligen, Freunden, Vets, beim Race Marshall
seinen Judges usw. bedanken. Macht weiter so, denn ohne Euch geht es nicht !! Wenn ich jetzt hier anfinge Namen zu
nennen dann würde das wieder eine extra Geschichte mit sich bringen und die Zeit jetzt noch einen Bericht zu tippen
habe ich nicht, denn in kürze startet der Yukon Quest 2011 und da möchte ich dabei sein !!!!
Vielen Herzlichen Dank Euch Allen !!!
Gruss Sui Kings
Viva Colonia
Bilder von Sui Kings, Christina Schmidt, Thies und Hagen
Videos von Christine Schmidt und Peter Kamper
Der 48jährige Kohnert wohnt in Schweden ist aber in Deutschland geboren und betreibt seit über 20 Jahren den Schlittenhundesport.
mehr
Blaue Augen und die Sehnsucht nach Schnee Thomas Hoffmann
228 Seiten - Der Autor hat viel Humor und natürlich auch Sachverstand in seinem Sport. Das Buch ist sehr
unterhaltsam geschrieben aber dennoch nicht oberflächlich. Auf jeden Fall eine hilfreiche und absolut
lesenswerte Einführung und zugleich Warnung für alle, die sich mit dem Gedanken tragen, sich selbst in so ein Abenteuer
zu stürzen.
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