Wir sind genau pünktlich und gestärkt wieder im Zielbereich, als um 14.38 Uhr der Zweite, Lance Mackey mit anerkennemden
Applaus in Empfang genommen wird. Mackey erreicht das Ziel in Whitehorse mit 9 Hunden im Geschirr und die Presse
stürzt sich genauso auf ihn, wie zuvor auf Hans Gatt, der auch im Zielbereich erschienen ist, um seinem Kontrahenten zu
begrüssen und zu beglückwünschen. Auch Lance lässt erstmal alle Fragen an sich abprallen und widmet sich seinen
Hunden, die er snackt und knuddelt. Dann erst beantwortet er die Fragen der Reporter. Wo denn sein Buddy Hugh Neff
abgeblieben wäre will einer wissen? Lance zuckt nur die Schulter, er weiß es nicht er wollte noch im Hellen ankommen
und habe deshalb nicht auf Hugh gewartet. Lance Mackey ist die Entäuschung etwas anzumerken gibt sich aber im
Zielbereich schon wieder kämpferisch. Nun sagt er da Hans und ich jetzt jeder das Yukon Quest viermal gewonnen
hat müssen wir noch feststellen wer der bessere ist, mit anderen Worten Lance will die Revanche ?!
Lance Mackey wird zum Yukon Quest zurückkehren, nur die Frage ist, wann ? Dann dauert es nochmals eine Stunde und 40
Minuten bis Hugh Neff, um 16.18 Uhr die Ziellinie in Whitehorse mit 8 Hunden überfährt. Seine Leithündin die noch
in Braeburn ihren Dienst verweigerte läuft nun wieder im Lead und sie freut sich riesig als sie Hugh Neff;s Freundin
Tamara sieht, die auch Hugh's Doghandlerin ist. Die beiden haben ein Verhältnis, sagt Hugh immer. Hans Gatt und auch
Hugh's Buddy Lance Mackey sind gekommen ,um Neff einen würdigen Empfang zu bereiten. Es ist schon toll, wie die
Musher sich gegenseitig respektieren auch wenn sie auf dem Trail Kontrahenten sind. Die Top Drei werden zusammen
gebracht und es bricht ein Blitzlicht Gewitter los, Fernsehkameras summen und jeder möchte sich mit den Mushern
ablichten lassen. Nachdem auch Hugh Neff seine Hunde versorgt und verladen hat und anschliessend zu seinem Hotel
fährt, bin ich mir fast sicher das wird heute Abend noch eine Sause geben. Aber wo ? Das Flippers direkt neben dem
River View hat zwangsgeschlossen, der Wirt hat gegen die Öffnungszeiten verstossen und nun hat man ihm das Lokal eine
Woche zugemacht und das ausgerechnet jetzt wo das Yukon Quest zu Ende geht ! Ab morgen dürfte er wieder öffnen dann
ist die Woche Sperrfrist rum aber das nützt uns für heute abend wenig ! So beschliesse ich heute abend mit Tinchen beim
Chinesen eine Kleinigkeit essen zu gehen und danach wird sich schon was ergeben. Das Essen beim Chinesen war ein
voller Erfolg, mal was anderes wie Burger mit Fritten oder Fritten mit Burger. Wir haben uns nach dem Chinesen noch
mit Peter und Juliane verabredet und da das Flippers heute noch geschlossen hat, gehen wir ins Hotel 98, eine berühmt
berüchtigte Spelunke. Die meisten Touristen machen um diese Lokalität einen weiten Bogen. Ich weiß bis heute
nicht warum ? Ich fühle mich wohl im Hotel 98 das überwiegend von Natives besucht wird, die dort ihre
Wohlfahrtsschecks auf den Kopf hauen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte und würde den Rahmen für diesen
Bericht sprengen. Wir haben einen tollen gemütlichen Abend und Peter und Juliane die eigentlich ein anderes Ambiente
gewohnt sind, gefällt es im 98 und Tina ist ebenfalls angetan von dem Laden. Kurz vor Mitternacht streichen wir die
Segel und verziehen uns auf die Zimmer, morgen ist auch noch ein Tag !
Flippers...:
Heute haben wir uns eine etwas längere Schlafphase gegönnt und sind erst um 8.30 Uhr rüber ins Westmark zum Frühstücken.
In der Nacht sind noch Zack Steer um 3.58 Uhr ins Ziel gekommen und Ken Anderson um 4.01 Uhr. Die beiden haben sich
bis zum Schluss ihr eigenes Rennen geliefert und Zack Steer hatte am Ende doch wieder die Nase, um drei Minuten vorne.
Nach dem Frühstück zieht es mich wieder in den Zielbereich denn Sonny Lindner der alte Haudegen und erster Yukon
Quest Sieger von 1984, wird in Whitehorse erwartet. Die Uhr zeigt 10.14 Uhr als Sonny mit seinem Team von 8 Hunden
über die Ziellinie fährt und dort überglücklich von seiner gesamten Familie in Empfang genommen wird. Nur einige Leute
empfangen den Yukon Quest Veteran der ersten Stunde, aber die dort sind, machen das herzlich. Seine Frau meint zu ihm:
Lange nicht gesehen ?! Als er im Interview gefragt wird, ob sich viel zu damals geändert hat meint der immer
lächelnde sympatische Musher: Früher hat uns keiner den Trail gebrochen, das mussten wir selber tun, aber das Yukon
Quest sei auch heute noch immer eine besondere Herausforderung für Mensch und Tier! Die ganze Familie freut sich mit
Sonny Lindner. Ich wünsche mir das der Veteran der ersten Stunde des Yukon Quest auch nächstes Jahr wieder mit dabei
ist, denn solche Veteranen sind das Salz in der Suppe. Ich gehe hoch in den ersten Stock des Gebäudes der Whitepass
Railroad, um den Tracker zu checken, wer als nächstes erwartet wird. Josh Cadzow der junge Native ist im Anmarsch.
Ich frage Tina die mitlerweile zu mir gestossen ist, ob sie mitkommen möchte zur Takhini Brücke? Wenn wir Glück
haben erwischen wir dort Josh Cadzow noch. Ok, meint sie, dann aber los. Wir kommen gerade noch rechtzeitig sind noch
keine 5 Minuten an der Takhini Brücke als Josh Cadzow um die Ecke biegt. Er stoppt seine Hunde und muss sie neu
ausrichten, dann geht es weiter, seine Hunde machen keinen frischen Eindruck, aber Josh hat ja nur noch knapp 10
Meilen und er selber wiegt gerade mal 60 kg. Ich denke das werden die Hunde noch ohne weitere Pause schaffen. Wir
beschliessen zurück zum Zieleinlauf zu fahren und um 13.18 Uhr kommt Josh Cadzow mit 7 Hunden über die Ziellinie
gefahren, er beendet das Yukon Quest 2010 als siebter. Er wird überschwenglich von seinem Familienclan in Empfang
genommen, was für ein Triumph für den jungen Native aus Fort Yukon. Auch Lance Mackey und Hugh Neff sind im
Zieleinlauf, um den jungen Josh zu beglückwünschen. Es werden Fotos mit den beiden Mushern gemacht, mit Familien
Mitgliedern usw. und so dauert es eine ganze Weile bis auch Josh seine Hunde versorgt und im Dogtruck verladen hat.
Es ist Lunch Time Tina und was sagt uns das? Ja genau, der Magen ist leer man spricht hier auch gerne von
Raumleere. Wir gehen rüber auf die andere Strassenseite ins Egdewater und haben Glück das noch ein Tisch frei ist.
Schnell wird das Mittagessen reingepfiffen denn Brent Sass wird heute Nachmittag noch erwartet. Wir kommen wirklich
auf den letzten Drücker, da kommt Brent Sass auch schon den Zieleinlauf hochgefahren. Um 16.01 Uhr beendet Brent
Sass mit 6 angeschirrten Hunden das Yukon Quest, als achter. Brent ist überglücklich es doch noch geschafft zu haben
er ist in Braeburn mit 7 Hunden losgefahren und musste auf dem Weg hierher nach Whitehorse noch einen Hund im
Schlittensack mitnehmen. Es hätte kein weiterer Hund mehr ausfallen dürfen, denn er muss mit 6 angeschirrten Hunden
über die Ziellinie fahren, um in die Wertung zu kommen ! Jetzt freut er sich umso mehr es doch noch geschafft zu
haben. Überglücklich geht er zu jedem einzelnen Hund und spricht mit ihm, die Snacks fallen besonders gross für
Brent's Hunde aus. Nachdem Brent alle Hunde versorgt hat, gibt er bereitwillig Interviews. Ein wirklich toller Typ
dieser Brent Sass. Nachdem dann auch Brent seine Hunde im Dogtruck verladen hat, fahre ich Peter Kamper rüber in sein
Hotel und wir verabreden uns für heute abend im Flippers. Aber vorher muss ich das erlebte wieder niederschreiben
im Internet für die deutsche Y.Q. Website und in Form meines Tagebuches.
Dann lassen wir ab 21 Uhr die Tassen im Flippers hochleben. Es wird ein saugeiler Abend. Lance Mackey, Hugh Neff, Brent
Sass, William Kleedehn, Carsten Thies mit Tochter ,Peter Kamper und noch viele mehr sind gekommen. Aber ich möchte
jetzt hier nicht ins Detail gehen und schweige. Nur noch eins sei erwähnt, dass Normand Casavant, nachdem er die
Ziellinie überquert und seine Hunde versorgt hat, gehört hat, dass hier im Flippers die Post abgeht, er auf direktem Weg
hierher kam, mit noch ganz viel Schnee an seinen Mokassins und mit uns gefeiert hat. Wir lassen Normand hochleben.
Als ich zwischendurch mal rausgehe, um frische Luft zu schnappen sehe ich am Dogtruck von Lance Mackey das jemand
seine Hunde aus dem Dogtruck lässt. Ich denke es ist sein Doghandler, aber nein es ist Lance Mackey persönlich, der
seine Hunde versorgt. Meistens kümmern sich die Doghandler um solche Sachen aber da kann man mal sehen welches
innige Verhältniss Lance Mackey zu seinen Hunden hat. Anschliessend kommt er wieder zurück und die Party geht
weiter. Ich vermag keine Uhrzeit zu sagen aber es war spät, bestimmt sehr spät als das letzte Glas geleert wurde.
Dementsprechend schwer viel mir das Aufstehen heute morgen und ich wollte gerade unter die Dusche hüpfen, als ich den
Tracker kontrolliere. Nöö Dusche muss warten. Mike Ellis mit seinem Siberian Husky Team ist im Anmarsch, schnell in die
Klamotten, Stiefel an und rübergerannt zum Zieleinlauf. Die Entscheidung die Dusche zu verschieben habe ich nicht
bereut ! Was war das für ein Bild als Mike Ellis um 9.38 Uhr mit 11 schwanzwedelnden Siberian Huskys über die Ziellinie
fuhr. Sie machten nicht den Hauch von einem Eindruck, das sie erschöpft wären. Ganz im Gegenteil sie machten einen
hervorragenden Eindruck, selbst die Vets und der Race Marshall waren begeistert, beim Anblick dieses Teams. Mike Ellis
lies sich eine Flasche Gerstensaft reichen (Bier trinken ist ja in der Öffentlichkeit in Canada verboten) und seine
Huskys bekamen einen besonderen Leckerschmaus. Jeder Einzelne bekam ein ganzes Steak, welches sie sich richtig munden
ließen. Ein wunderschöner Anblick und die Kameras hörten gar nicht auf zu klicken. Einfach nur toll mit anzusehen
!!!
Dann wurde es aber auch für mich Zeit die Dusche nachzuholen, denn die Hunde schnupperten schon komisch in meine Richtung.
Danach war dann erstmal etwas shoppen angesagt, denn meine Kids wollten schon am Telefon wissen, was ich ihnen denn
als Souvenir mitbringe? Ich hatte dann auch noch etwas Glück und sah um kurz vor 13 Uhr noch Dave Dalton in
Whitehorse über die Ziellinie fahren. Dann ging es erstmal rüber zum Hotel die Souvenirs wegbringen. Gegen abend
wird Kelley Griffin noch erwartet und sie möchte ich noch mitbekommen. Also heisst es wieder rüber zum Zieleinlauf
und um 18.02 fährt Kelley Griffin mit 9 Hunden über die Ziellinie. Die zierliche Kelley ist sehr glücklich es
geschafft zu haben. Ich verziehe mich wieder ins Hotel, um Tagebuch zu schreiben das ist die letzten Tage zu kurz
gekommen. Heute abend nehmen wir das Abenessen im Westmark Hotel ein, ich bestelle mir Stroganov, was immer das auch
war. Es war lecker, sehr lecker.
Danach wollte ich eigentlich nochmal ins Flippers einen Schlummertrunk nehmen, aber da war heute abend Karaoke Show
und das war so übel, da rollten sich einem die Fussnägel hoch. Nein, dann besser hoch ins Hotel noch etwas Tagebuch
schreiben und Olympia im TV gucken, dann geht es heute mal früh ins Bett !!!
Der 48jährige Kohnert wohnt in Schweden ist aber in Deutschland geboren und betreibt seit über 20 Jahren den Schlittenhundesport.
mehr
Blaue Augen und die Sehnsucht nach Schnee Thomas Hoffmann
228 Seiten - Der Autor hat viel Humor und natürlich auch Sachverstand in seinem Sport. Das Buch ist sehr
unterhaltsam geschrieben aber dennoch nicht oberflächlich. Auf jeden Fall eine hilfreiche und absolut
lesenswerte Einführung und zugleich Warnung für alle, die sich mit dem Gedanken tragen, sich selbst in so ein Abenteuer
zu stürzen.
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