Dann setze ich mich erstmal hin an den PC und schreibe das Erlebte nieder, einmal für die deutsche Yukon Quest
Fangemeinde und dann noch in Form meines Reisetagebuchs. Ganz schön viel Arbeit nach solch einer Nacht, wie der letzten.
Da es immer voller wird im Info-Center beschliesse ich das Weite zu suchen und gehe rüber zum
Hotel.
Die Stunde Auszeit hat gut getan und so kehre ich kurz vor 18 Uhr ins Center zurück, wo gleich eine Musher
Besprechung angesetzt ist.
Die Besprechung dauert etwas mehr als eine Stunde und die Musher bekommen vom Chef der Canadien Ranger erklärt wie der
restliche Trail bis Whitehorse verläuft und wo mit Schwirigkeiten zb. Overflow zu rechnen ist. Die Musher machen
fleissig Notizen und stellen auch Fragen zu manchen Stellen die der Ranger als nicht ganz einfach zu fahren beschreibt.
Es ist sehr interessant sowas mal mitzuerleben und zu hören was noch alles auf die Musher zukommt, bevor sie die
Ziellinie in Whitehorse erreichen?
Als die Besprechung vorüber ist kommt Rainer Fischer die gute Seele von Mile 101 in das Infocenter. Er macht den
Vorschlag gemeinsam mit mir und Tina etwas essen zu gehen ! Guter Kamerad Rainer, da brauchste den Sui nicht zweimal
zu Fragen, da bin ich dabei. Wir ziehen rüber ins Downtown Hotel und ziehen uns dort einen dicken Burger rein.
Rainer erzählt uns, was noch alles in Mile 101 vor sich gegangen ist und nach ein paar Tassen Kaffee verabreden wir
uns noch auf einen Schlummertrunk im Pit, so gegen 22 Uhr. So können wir uns noch etwas frisch machen und die dicken
Klamotten gegen die Bier-Uniform tauschen.
Wir sind dann auch ins Pit und was dort wieder abging da brauche ich keine vielen Worte drüber zu schreiben, dies
wäre eine eigene Geschichte !
Ich bin dann jedenfalls etwas früher zurück ins Hotel, als gestern und sehe unten in der Lobby Josh Cadzow den junge
Native Musher an dem Board stehen, wo die Zeit Listen hängen wann die Musher in Dawson City angekommen sind und wann
sie wieder abfahren dürfen. Er ist umlagert von dem japanischen Fernseh Team - der arme Kerl. Dann kommen auch noch
welche von Rolf Schmitts Reisegruppe hinzu und es ensteht eine lebendige Unterhaltung und Josh, so jung er noch ist
geniesst dieses im Rampenlicht Stehen förmlich ! Für mich wird es aber Zeit - ab in die Falle, denn ein Blick auf das
Board verrät mir das morgen Früh um 6.35 Uhr Hans Gatt als erster Musher Dawson City nach seinem 36 Stunden Pausen
Aufenthalt verlassen darf. Und das heisst wiederum für mich, dass es eine Nacht mit nur wenigen Stunden Schlaf wird.
Vorne raus - hinten rein:
Es wird, wie schon erwähnt, eine kurze Nacht und pünktlich erreiche ich gerade noch den Dogyard, um zu sehen wie Hans Gatt
um 6.35 Uhr mit 13 Hunden im Gespann, Dawson City verlässt. Hans und auch sein Team machen einen hervorragenden Eindruck
und es wird schwer werden für die beiden Jäger Hugh Neff und Lance Mackey diesen Hans Gatt noch
einzuholen. Aber es ist noch nichts gegessen, denn auch der King Solomons Dome muss erstmal bewältigt werden und
dahinter warten die Black Hills mit einem sehr anstrengenden Trail für Mensch und Tier, es geht hier über eine
längere Strecke stetig bergauf und bergab und der Schlitten ist hier noch sehr schwer bepackt denn der Abschnitt
zwischen Dawson City und Pelly Crossing ist mit 326 km der längste des gesamten Rennens. Aber mit diesen Umständen
haben auch die Verfolger von Hans Gatt zu kämpfen. Als Hans in der Dunkelheit verschwindet wird es Zeit für mich ein
Frühstück einzufahren, so kehre ich zum Hotel zurück und geniesse ein 1a XXL Frühstück mit Speck, Eiern und
Röstkartoffel dazu Kaffee in Mengen.
Ich fahre danach zu Aurora Inn und hole dort Juliane und Peter ab, die mit mir gemeinsam den Start von Hugh Neff und
Lance Mackey mit ansehen wollen. Um 9.07 Uhr heisst es dann für Hugh Neff sich auf die Jagd nach Hans Gatt zu machen,
er verlässt mit 11 ausgeruhten Hunden Dawson City, 21 Min. später als Hugh Neff macht sich dann um 9.28 Uhr Lance Mackey
mit 13 Hunden auf die Verfolgung von Hans Gatt. Beide Musher beobachte ich vom Rand der Eisbridge aus, von hier habe
ich einen super Überblick und die Musher kommen nur ein paar Meter von mir entfernt an mir vorbei. So bekomme ich
hautnah mit, wie sich die Hunde von Lance in den Leinen verwickeln und er ein paar
Minuten braucht, um seine Hunde wieder zu sortieren. Das ist wertvolle Zeit die da verloren gegangen ist und Minuten
können auch bei einem Long Distance Rennen über den Sieg entscheiden.
Die nächsten beiden Musher, die sich auf
den Trail machen dürfen, sind Zack Steer und Ken Anderson, aber bis dahin sind es noch ein paar Stunden und so
beschliessen wir zum Info Center zurück zu fahren und erstmal die Deutsche Yukon Quest Fangemeinde auf den neuesten
Stand zu bringen. Gegen Mittag fahren wir wieder rüber zum Dogyard um zu
sehen wie Zack Steer sich um 14.03 Uhr mit 13 Hunden auf den Trail macht, nur 2 Minunten nach Zack darf auch Ken
Anderson wieder auf den Trail. Um 14.05 Uhr nimmt Ken Anderson mit nur noch 11 Hunden die Verfolgung von Zack Steer
auf. Ich stehe schon wieder in der ersten Reihe und sehe, wie sich auch die Hunde von Zack Steer in der Gangline
verheddern und der Schatten von Ken Anderson kommt immer näher. Von den zwei Minuten ist nichts mehr übrig, denn Ken
Anderson zieht fast gleichauf mit Zack Steer und so verlassen die beiden Kopf an Kopf Dawson City. Da bin ich gespannt
wer am Ende von den beiden zuerst in Whitehorse über die Ziellinie fährt. Während die ersten Musher Dawson City nach
36 Stunden Zwangsrast schon wieder verlassen. kommen auf der anderen Seite des Yukon River noch Musher an. Cindi
Barrand, Pierre Antoine Heritier, Bart de Marie, Peter Fleck, Katie Davie und Jennifer Raffaeli fahren fast
unbemerkt in Dawson City ein. weil der Grossteil der Fans den Restart auf der anderen Seite des Flusses beigewohnt
haben. Um 17.25 Uhr schaue ich mir noch Brent Sass an. der Dawson mit 9 Hunden verlässt und dann noch Yukon
Quest Legende Sonny Lindner der sich um 17.40 Uhr mit 10 Hunden auf den Weg macht. Nachdem Lindner weg ist,
heisst es für mich sich auf den Weg nach Sunnydale zu machen, dort wohnt meine gute alte Freundinn Cherebear mit
ihrem Mann Clayton und die Beiden haben mich heute abend zum Dinner eingeladen.
Es wurde eine reine Fress Orgie. Cherbear meint es immer gut mit mir und so gab es frischen Lachs und Moose Stew.
Natürlich bekam ich auch noch eine riesen Portion Lachs und Banana Bread mit auf den Weg. Es wurde ein schöner abend
und gegen 22.30 Uhr verabschiedete ich mich von meinen Freunden und machte mich dann wieder auf den Weg zurück zum
Hotel. Ich war aber sowas von voll gefressen, dass mit diesem vollen Magen nicht an Schlafen zu denken war und so
beschloss ich noch einen Schlummertrunk im Pit zu mir zu nehmen. Einige Bierchen und Schnäpse später verließ ich dann
rundum zufrieden das Pit und begab mich zu Bett. Ich bin dann um 6 Uhr aufgestanden habe noch eine Dusche genommen denn das wird die letzte für
die nächsten Tage gewesen sein, habe nochmal gut gefrühstückt und bin dann rüber zum Checkpoint gefahren und habe
dort Peter Kamper abgeholt. Wir hatten vereinbart, dass ich Peter von nun an mitnehme und wir bis Whitehorse gemeinsam
von Checkpoint zu Checkpoint fahren wollen, immer der Spitze des Rennens auf den Fersen. Wir verlassen Dawson City mit
etwas Wehmut, denn die Tage hier sind immer etwas ganz besonderes. Aber ein atemberaubender Sonnenaufgang lässt uns
schnell auf andere Gedanken kommen. Glutrot schiebt sich die Sonne immer ein Stückchen höher und der Kontrast zu dem
stahlblauen Himmel und dem gleissend weißem Schnee lässt uns nur noch staunen. Alles wird in ein golden schimmerndes
Licht getaucht und plötzlich steht da, wie bestellt in ca. 200m Entfernung, ein kapitaler Elchbulle auf dem Highway.
Sein Atem dampft und er scheint so unwirklich in diesem Licht, ich bremse sanft das Auto ab um etwas näher an ihn
heranzukommen, um einige Aufnahmen zu machen, aber ganz plötzlich nimmt er reißaus. Ich öffne schnell die Autotür
und hechte mit der Kamera heraus, aber da war der Elchbulle schon im Dickischt verschwunden und ich vernehme nur
noch knackende Äste. Schade aber es hat nicht sollen sein. Peter hat die ganze Angelegenheit kein bischen aus der
Ruhe gebracht, er zieht sich seine Kappe tiefer ins Gesicht und meint er wolle noch etwas schlafen. Wir setzen die
Fahrt durch diese Winter-Wunderwelt weiter fort. Von Peter höre ich ab und zu ein leises Schnarchen aber das
stört mich nicht, ich höre eine BAP CD und geniese die Fahrt. Ab und zu stoppe ich den Wagen, um einige Fotos zu
machen aber davon bekommt Peter nichts mit.
Gegen 11.30 Uhr erreichen wir die Native-Siedlung Pelly Crossing, ich fahre erstmal zur Tankstelle und tanke den Wagen
auf. Peter der inzwischen wach ist, geht in den Verkaufsraum der Tankstelle und kauft sich sein Frühstück, Chips und
Cola. Als ich reinkomme in die Tankstelle zum Bezahlen mustern mich ein paar Natives und als ich mich mit Peter auf
Deutsch verständige schauen sie sich ratlos an. Ich gönne mir auch einen Becher Kaffee für 'to go' und fahre dann mit
Peter rüber zum Schulgebäude, welches als Checkpoint und Media Center dient. Wir packen nur unsere Laptops ein und gehen
in die grosse Turnhalle. Wir sichern uns einen guten Tisch und gehen sofort online. um den Live Tracker zu checken.
Es wird noch etwas dauern bis der erste in Pelly Crossing eintrifft und ich schlage Peter vor,
dass wir erstmal was essen und damit meine ich was richtiges, keine Chips und Junkfood. Einige Freiwillige Natives hier
kochen für das Yukon Quest und verkaufen die Speisen und Getränke und der Erlös kommt der Schule zugute. Nur dieses
Jahr haben sich keine Freiwilligen gefunden, die für den ganzen Tross kochen wollten, sondern nur das Essen der
Musher ist gesichert. Aber das macht nichts, ich habe noch reichlich Lachs von meiner Freundin Cherebear im Auto und
so lade ich Peter zu einem richtig tollen Lachs Menü ein
und im Anschluss gibt es noch für jeden eine Tafel Schokolade. Es wird unruhig in der Turnhalle und ein Blick auf den
Live Tracker verrät uns auch warum. Der erste Musher ist im Anmarsch auf Pelly Crossing, ich schnappe mir meine Kamera
und mache mich auf den Weg nach draussen.
The Yukon Quest International Sled Dog Race spans some of the harshest and most beautiful winter territory anywhere: 1,000 miles between Fairbanks, Alaska and the city of Whitehorse in Canada's Yukon Territory. Known as 'The World's Toughest Sled Dog Race,' it's an event like no other. Run every February, the race is phenomenally challenging, crossing four mountain ranges...
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Artikel aus dem Yukon Quest Shop:
Brent Sass
Der 40jaehrige Sass gewann 2015 zum ersten Mal den Yukon Quest (1000 Meilen Rennen) - 2006 das Yukon Quest 300. Der ehemalige...
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