Gegen Mittag kommt Rolf Schmitt mit seiner Reisegruppe ins Info-Center und wir werden untereinander bekannt gemacht.
Ich frage Rolf, ob er einige Leute in der Gruppe hat, die morgen gerne mit zu Caveman Bill möchten, seine Höhle
besichtigen, dann würde ich mit Bill einen Termin vereinbaren. Rolf meint das wäre eine gute Idee und wenn man vom
Teufel spricht ist er nicht weit weg. Gerade kommt Caveman Bill zur Tür des Info-Center hinein und ich mache mit ihm
einen Termin aus, um seine Höhle zu besichtigen. Den ganzen Tag über kommen nun immer mehr Leute ins Info-Center, es geht
zu wie in einem Taubenschlag. Auch Tina steht plötzlich in der Tür. Schön dich zu sehen Tina. Ich gehe
erstmal ins Hotel meint sie und komme dann zurück. Ich sage ihr die Zimmernummer und schon ist Tinchen wieder weg.
Den ganzen Nachmittag treffen mehr Presseleute ein und die Suche nach freien Plätzen für ihre Laptops gerät
zur berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Nur gut das ich so früh hier war. Gegen 17.30 Uhr kommt dann
Hektik in die ganze Angelegenheit, der Live Tracker zeigt an, dass Hans Gatt schon quasi an der Haustür klopft.
Als dann noch die Sirene der örtlichen Feuerwehr geht stürmen alle raus an den
Halbzeit Zieleinlauf, direkt vor der Haustür des Info-Centers.
Genau um 18.02 Uhr überfährt Hans Gatt, unter dem Jubel
und Beifall der vielen Zuschauer die
Halbzeit-Ziellinie in Dawson City und ist somit, sollte er das Ziel in Whitehorse erreichen, um 4 Unzen Gold reicher.
Seine Freundin nimmt die Hunde in Empfang und der Racemarshall begrüsst Hans Gatt und gratuliert ihm zum Halbzeit-Sieg.
Hans muss einige Gegenstände aus seinem Schlittensack zeigen, die ihm der Checker vorliest. Die Vets nehmen die Hunde
in Augenschein, welche einen hervorragenden Eindruck machen und fragen Hans nach irgenwelchen Vorkomnissen. Sie nehmen
sich Zeit dabei, denn jetzt haben die Musher und Hunde 36 Stunden Zwangsrast hier in Dawsion City und können sich
ausruhen, da bleibt genügend Zeit sich den Hunden zu widmen und den Mushern vieleicht auch ? Hans Gatt ist angepisst
und gibt nur sehr ungern Auskunft auf die Fragen der anwesenden Journalisten. Warum bist du so angepisst Hans, fragt
ein Journalist? Nun ,er hätte die ganze Zeit den Trail gesucht der vom starken Wind weggeblasen war, seine Hunde
hätten die ganze Zeit Führungsarbeit übernommen, die folgenden Musher hätten es nun einfacher, bräuchtem nur
seinem Trail zu folgen. Tja so ist das nunmal Hans, wer führt hat meistens die meiste Arbeit aber die wurde dir ja
nun mit dem Halbzeit-Sieg und 4 Unzen Gold versüsst. Hans gllt
als wortkarg in der Szene, man bekommt selten ein Interview mit ihm. Aber gönnen wir dem Mann und
seinen Hunden erstmal die verdiente Ruhe und morgen wird die Welt schon wieder ganz anders aussehen ! Hans gibt seinen
Vierbeinern das Komando zum Wenden und verschwindet in der Dunkelheit auf die andere Seite des Yukon River nach West
Dawson City. Hier ist auf dem staatlichen Campground, der Rastplatz für die Hunde, Musher und Doghandler
hergerichtet.
Unverhofft kommt oft:
Wir müssen noch fast drei Stunden warten bis der zweite Musher in Dwason City eintrifft. Um 20.49
Uhr überfährt Lance Mackey die Halbzeit Ziellinie von Dawson City. Auch er wird mit viel Applaus begrüsst, auch sein
Team macht einen guten Eindruck und ganz anders als Hans Gatt gibt Lance Mackey sich ganz offen und beantwortet
die Fragen der Journalisten geduldig und mit Witz. Auf die Frage eines Journalisten, wo sein Kumpel Hugh Neff
abgeblieben wäre meinte Lance nur süffisant: der paddelt hinter mir irgendwo im Wasser rum hat wahrscheinlich schon
Schwimmhäute und ist froh wenn er endlich seine nassen Stiefel von den Füssen bekommt! Er wollte auf seine Art
mitteilen, das ein grosser Overflow etwas unterhalb von Dawson City den Mushern zu schaffen macht und wenn der Trail
nicht verlegt würde, könnte es für die Rookies zum Problem werden. Lance beantwortet gerade noch eine Frage, als eine
Stirnlampe die Böschung des Yukon River hochkommt. Um genau 21.04 Uhr überfährt der Kumpel von Lance Mackey, Hugh Neff
die Halbzeit Ziellinie. Hugh parkt sein Team direkt neben dem von Lance und berichtet sehr ausgiebig über
seine 'Paddel-Einlage' in dem Overflow. Er hat es eilig aus den nassen Schuhen zu kommen und als die Beiden alle
Formalitäten des Checkers erledigt und die Fragen der Journalisten beantwortet haben, fahren Sie Ihre Teams
unter dem Jubel der Zuschauer rüber nach West Dawson City. Es ist schon kurz nach 22 Uhr und Tinchen und ich
beschliessen ins Pit zu gehen, da wir dort noch eine Verabredung mit Peter und Juliane haben. Wir haben die beiden
in Fairbanks kennengelernt - beide sind begeisterte Yukon Quest Fans, die Zwei sind zwar das erstemal beim Yukon
Quest aber schon mit dem Yukon Quest Virus infiziert und sie sind die Strecke von Fairbanks nach Dawson City
geflogen, welch ein Luxus !
Es wird ein feucht fröhlicher Abend und so nebenbei erfahren wir, dass Juliane heute auch noch Geburtstag hat. Je später
der Abend, umso voller wird das Pit, Peter Kamper stösst noch zu uns und wenig später Steve Stoller mit einer grossen
Gruppe Volunteers. William Kleedehn und Cor Guimond, beide Yukon Quest Veteranen gesellen sich noch dazu und so heben
wir ein Glas nach dem anderen. Es wird 3 Uhr in der Früh, als wir die Segel streichen und wir müde aber glücklich den
kurzen Heimweg ins Hotel antreten und totmüde ins Bett fallen.
Die Nacht ist nur sehr kurz denn um 7.30 Uhr sitzen wir schon wieder im Restaurant des DownTown Hotel und geniessen
unser Frühstück. Geniessen ist etwas übertrieben, aber es muss sein, ich zwinge mir ein Omlette hinein und jede Menge
Kaffee. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg rüber zum Checkpoint, um zu sehen wer alles in Dawson City
angekommen ist, während wir Juliane in der Nacht hochleben ließen. Ein Blick auf den grossen Lageplan im Info-Center
verrät uns das in der Nacht noch sieben weitere Musher angekommen sind. Es tut mir in der Seele weh diese verpasst zu
haben, aber alle bekommt man eh nicht mit. Man muss sich auf einige konzentrieren, denn irgenwann muss man ja halt auch
mal schlafen. So ist das nun mal, wie in vielen anderen Dingen auch, Unverhofft kommt oft !! Und dann haben wir auch
noch ein wenig Glück, denn wir bekommen noch mit wie Josh Cadzow um 9.46 Uhr und Gerry Willomitzer, um 9.55 Uhr in
Dawson City einfahren. Sofort kümmern sich Tierärtze um die Hunde von Josh Cadzow, er muss einige Sachen zeigen die
der Checker ihm von einer Liste vorliest. Danach gibt der junge Native Musher noch ein kurzes Interview und lenkt im
Anschluss sein Team rüber zum Rastplatz. Er ist gerade aus dem Zielbereich gefahren als Gerry Willomitzer die
Böschung vom Yukon River hochgefahren kommt. Auch er muss sich der gleichen Prozedur, wie all die anderen Musher
unterziehen. Als Gerry sein Team dann rüberfährt zum Rastplatz, wird es für uns Zeit das ganze erlebte auch mal
online zu setzen damit die Yukon Quest Fans zu Hause in der Heimat mit Infos versorgt werden!
Pünktlich um 11 Uhr, zum verabredeten Zeitpunkt, kommt Cavemen Bill ins Info-Center. Er möchte uns seine Höhle zeigen, in
der er lebt, welche sich am Westufer des Yukon River in einer Steilwand befindet. Einge von Rolf Schmitts Reisegruppe
haben sich bereit erklärt diese Führung zu Bills Höhle mit zu machen und so ziehen wir wie Pinguine in einer Reihe
rüber zu Bills Höhlen. Dort erklärt uns Bill, wie er so in seiner Höhle lebt und überlebt. Genauer gesagt sind das
zwei Höhlen die Bill dort hat, in der einen wohnt, kocht und schläft er und in der anderen, die etwas kleiner
ist, hat er im Sommer seine Hühner untergebracht. Er erklärt uns viel über sein Leben und das er im Herbst Pilze
sammelt und trocknet und diese in selbstgemachten Birkenrinde Behälter verkauft. Leider hat er nur noch ein paar von
diesen Behältern mit getrockneten Pilzen, aber die wenigen die er noch hat finden Abnehmer unter der kleinen
Reisegruppe. Viel zu schnell vergeht die Zeit und als Bill mit seiner Lebensgeschichte die Zuhörer beeindruckt hat und
seine Geschichte beendet hat beschliessen wir noch zum Dogyard zu gehen, um dort den Mushern, Doghandlern und Vets über
die Schultern zu schauen. Am Eingang des Dogyard, welcher im Sommer ein Campingplatz für Touristen ist, kommen uns schon
einige Doghandler entgegen, die Hunde an der Leine spazieren
führen um ihre Muskulatur zu lockern. Nur hier in Dawson City, während der 36 Stunden Rast, ist es den Doghandlern
erlaubt sich um die Hunde zu kümmern. Während einige Doghandler sich um
die Hunde ihrer schon angekommenen Musher kümmern oder mit Holzholen oder Futterzubereiten beschäftigt sind,
fangen andere gerade erst an das Lager für ihren Musher und sein Team herzurichten und da muss erstmal jede Menge
Schnee geschaufelt werden. Auf dem Gelände des Dogyard ist immer was los, aber das schöne ist, hier kann man in Ruhe
Fotos machen und hat mal einen Einblick in den Aufgabenbereich des Doghandler, die eigentlich bei solchen Rennen immer
im Hintergrund arbeiten aber einen immensen Arbeitsaufwand haben.
Auch die Tierärtze sind rund um die Uhr in Teams
im Einsatz. Ich bekomme langsam Hunger und gebe der Gruppe zu verstehen das ich wieder rüber gehe zum Checkpoint
und mir was Essbares reinziehen möchte. Die Gruppe möchte noch was bleiben und so ziehe ich alleine von dannen. Ich
bestelle mir im Info-Center einen Moose Stew und stelle es gerade in die Mikrowelle als jemand ruft: 'A Musher comes
In'. So ein Mist ausgerechnet jetzt, mir läuft das Wasser schon im Mund zusammen, aber das hilft nichts der Stew muss
warten. Schnell die Kamera gepackt, die immer griffbereit auf dem Tisch neben dem Laptop liegt, und raus. Es ist
Normand Casavant der lustige Franko-Canadier, der mich um mein Mittagsessen bringt, oder sagen wir mal 'Nachmittags
Zwischdurch Moose Stew' denn es ist schon 14.42 Uhr als Normand Casavant in Dawson City über die Halbzeit Ziellinie
fährt. Normand ist immer gut drauf, hat immer ein Lächeln auf den Lippen, er freut sich wie ein Schneekönig, das er
Dawson City erreicht hat. Sofort ist er von seiner eigenen Fangruppe umringt. Normand kümmert sich aber erstmal um
seine Hunde und gibt jedem seiner vierbeinigen Athleten erstmal einen Snack und knuddelt jeden einzelnen. Er
spricht in französisch und so bleibt es mir verborgen was er seinen Hunden sagt. Nachdem Normand die Formalitäten
erledigt hat und sein Team rüber zum Dogyard lenkt, kümmere ich mich wieder um das wesentliche, den Moose Stew der
immer noch in der Mikrowelle steht und auf mich wartet.Ich geniese jeden Löffel, einfach genial, da reicht ein Stew
nicht ein zweiter muss zum Magen schliessen hinterher. Danach noch ein kräftiger Kaffee und die Welt sieht schon
wieder besser aus.
The Yukon Quest International Sled Dog Race spans some of the harshest and most beautiful winter territory anywhere: 1,000 miles between Fairbanks, Alaska and the city of Whitehorse in Canada's Yukon Territory. Known as 'The World's Toughest Sled Dog Race,' it's an event like no other. Run every February, the race is phenomenally challenging, crossing four mountain ranges...
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Brent Sass
Der 40jaehrige Sass gewann 2015 zum ersten Mal den Yukon Quest (1000 Meilen Rennen) - 2006 das Yukon Quest 300. Der ehemalige...
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