Danach geht es ab auf den Highway Richtung Delta Junction. Mittlerweile hat es aufgehört zu schneien aber der lose
Schnee wird von den Trucks so aufgewirbelt, dass man fast im Blindflug einige Augenblicke über den Highway fährt.
Wenn immer möglich, lasse ich die Trucks überholen, da sie viel
schneller unterwegs sind als ich. Kaum habe ich einen passieren lassen taucht der nächste im Rückspiegel schon auf. Das ganze
Prozedere geht bis Delta Junction, da biege ich links ab Richtung Tok. Die Trucks fahren ausnahmslos Richtung Glenellen
oder Anchorage geradeaus weiter. Jetzt habe ich den Highway fast für mich alleine und ich kann viel Zeit herausfahren
denn jetzt geht es fast schnurstracks gerade aus. Das Wetter wird besser und ab und zu lässt sich sogar die Sonne durch
die Wolkendecke mal blicken und ermöglicht einen freien Blick auf das Bergmassiv der Alaska Range. Dann stoppe ich
für ein paar Bilder und geniesse für einen kurzen Augenblick die Szenerie der atemberaubenden Bergkulisse. Die
Uhr zeigt 16.30 Uhr Alaska Zeit als ich Tok erreiche, jetzt muss ich mich entscheiden, weiterfahren oder hierbleiben
und Übernachten ? In Canada ist Yukon Time und das bedeutet dort sind es schon 17.30 Uhr und die Grenze ist noch 160
km entfernt und dunkel wird es auch schon. Ich beschliesse, es nicht übers Knie zu brechen und entscheide mich für
eine Übernachtung, um dann morgen in aller Frühe wieder aufzubrechen. Ich checke im Snowshoe Motel ein, genehmige mir
eine heisse Dusche und gehe dann rüber ins Grumpy Grizz zum Abendessen.
Als ich zrückkomme traue ich meinen Augen
nicht. Dort steht Tina und lädt gerade ihr Auto aus, auch sie hat sich für eine Übernachtung in Tok entschieden. Ich
erzähle Tina von dem Erlebten und sie meint, dass sie sich Zeit lassen will und morgen erst gegen 10 Uhr aufbrechen will,
um schöne Bilder von den Bergen zu machen. Ok Tina ich will morgen sehr früh aufbrechen und wünsche Tinchen noch
einen schönen Abend. Ich ziehe mich ins Zimmer zurück, um noch etwas Tagebuch zu schreiben und im Internet zu surfen.
Gegen 21 Uhr mache ich das Licht aus und falle in einen festen Schlaf. Dann werde ich durch ein Knallen einer Tür
wach, ein Blick auf die Uhr verrät mir das es 4 Uhr in der Früh ist. Ich überlege nicht lange, stehe auf und packe
meine sieben Sachen zusammen. Eine halbe Stunde später bin ich wieder auf dem Highway und lasse Tok schnell hinter
mir. Als ich keine Lichter von Tok mehr sehe, stoppe ich das Auto, mache den Motor aus und steige aus, um diesen
wahnsinnigen Sternenhimmel zu betrachten. Wie Millionen funkelnder Diamanten stehen die Sterne am Himmel, ich komme
aus dem Staunen nicht mehr raus und nur der Wind, der leicht zwischen den Bäumen weht, ist zu hören. Man glaubt sich
in einer anderen Welt und erst nach ein paar Minuten merke ich das es doch recht kalt ist und steige wieder ein und
setze meine Fahrt fort. Voll konzentriert, weil immer damit zu rechnen ist, dass ein Elch oder ein paar Karibus auf
dem Highway stehen oder seitlich aus dem Gebüsch preschen. Das ist die grösste Gefahr bei Fahrten im Dunkeln, man
sieht diese Tiere erst sehr spät oder vieleicht auch zu spät und dann kann ein Zusammenstoss verheerende Folgen
haben. Aber es geht alles gut, gegen 8 Uhr erreiche ich die Grenze nach Canada zum Yukon Territory.
17 Stunden am Stück:
Die Grenzformalitäten sind schnell erledigt und die Grenzbeamtin wünscht mir noch eine gute Fahrt. Kurz hinter Beaver
Creek sehe ich dann einen Elchbullen am Strassenrand stehen, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Zum
fotografieren ist es noch zu dunkel und ich wünsche dem Elch einen schönen Tag und fahre weiter. Schade denn das war
ein Pracht-Exemplar von einem Elchbullen. Aber um ihn mit Blitzlicht zu fotografieren hättei ich mich ihm zu sehr nähern
müssen, nein Danke auf diese Art der Begegnug möchte ich dann doch lieber verzichten! Dafür werde ich wenig später
von einem Sonnenaufgang entschädigt, da bleibt mir die Spucke weg. Immer wieder stoppe ich den Wagen, um Bilder
zu machen. Feuerrot schiebt sich die Sonne immer mehr empor, um die Berge in einem Licht erstrahlen zu lassen
welches seines gleichen sucht. Es nutzt nichts ich muss Gas geben es ist noch ein langer Weg bis Dawson City.
Gegen 11.30 Uhr erreiche ich Destruction Bay tanke das Auto auf und anschliesend bestelle mir im Restaurant
Bratkartoffel mit Spiegelei und Speck. Während ich auf das Essen warte checke ich im PC den Rennverlauf des Yukon
Quest und schaue mir meine Emails an. Danach geht es weiter, Kilometer für Kilometer. Ich würde gerne viel öfter
anhalten um Bilder zu machen aber die Zeit drängt. Ich muss nach Dawson City, denn das Rennen ist schnell. Carmacks
ist mein nächter Tankstopp, nur schnell tanken ein Kaffee zum Mitnehmen und weiter gehts. Kurz hinter Carmacks läuft
mir ein Coyote über den Highway aber bis ich die Kamera zurecht habe, ist er schon im Wald verschwunden. Schade, aber
nur ein paar Kilometer weiter erlebe ich dann ein richtiges Highlight. Ich sehe etwas auf dem Highway auf mich
zukommen und stoppe den Wagen. Diesesmal habe ich die Kamera griffbereit neben mir liegen, ich steige vorsichtig
aus und traue meinen Augen nicht. Ein Luchs kommt schnurstracks auf mich zugelaufen ohne jegliche Scheu. Ca. 30 m vor
mir trabt er eine kleine Böschung hoch und verschwindet im Unterholz, sowas habe ich auch noch nie erlebt. Vieleicht
war es ein krankes entkräftetes Tier ? Ich fahre weiter immer noch in Gedanken an diese Begegnung. Dann erreiche
ich Pelly Crossing die Native Siedlung am Pelly River gelegen, es fängt an zu dämmern als ich die Örtliche Tankstelle
ansteuere. Ich tanke nochmal voll und 5 Minuten später bin ich schon wieder auf dem Highway. Ich überquere die
Brücke über den Pelly River und auf der anderen Seite geht es eine Anhöhe hoch, so das man einen wunderschönen
Ausblick hat auf Pelly Crossing und den Verlauf des Pelly River. Ich stoppe nochmal kurz für ein paar Bilder aber
leider ist es schon zu dunkel. In der Ferne höre ich einige Hunde bellen. Die Hunde der Natives streunen meistens
im Ort umher keiner kümmert sich drum, sie sind sich selbst überlassen. Ich muss weiter, es ist noch einiges bis
Dawson City. Dann ist es auch schon wieder stockdunkel und jetzt heisst es doppelt gut aufpassen. Nach gut 20 km Fahrt
sehe ich am nächtlichen Horizont einen Feuerschein und ahne nichts gutes. Es wird doch wohl keine Hütte sein die
brennt? Ich gebe Gas um der Sache auf den Grund zu gehen, dann komme ich dem Feuerschein näher und mein Puls
normalisiert sich wieder. Wer im Sommer schonmal die Strecke nach Dawson City gefahren ist der sieht links und
rechts des Highways grosse Holzhaufen liegen. Im Sommer werden Bäume gefällt die zu hoch wachsen und die
Stromleitung berühren könnten, oder drohen sogar auf die Stromleitung zu fallen. Diese werden dann gefällt und zu
grossen Holzhaufen zusammengelgt. Im Sommer kann man diese nicht verbrennen, wegen der grossen Hitze, die hier im
Sommer herrscht und wegen der damit verbundenen Waldbrandgefahr. Jetzt im Winter besteht da keine Gefahr und so
werden diese Holzhaufen im Winter verbrannt und das war der Feuerschein den ich schon aus grosser Entfernung
gesehen hatte. Ich stoppe mal kurz an einem dieser Feuer, um es zu fotografieren und stelle fest das keiner in der
Nähe ist um das ganze zu beaufsichtigen ?! Man stelle sich diese Situation mal in Deutschland vor. Nach ein paar
Fotos geht es weiter, die Fahrt zieht sich wie Kaugummi, Stunde für Stunde, in immer kürzeren Abständen öffne
ich für ein paar Minuten das Fenster, um kalte Luft hinein zu lassen. Dann plötzlich wie aus dem Nichts ein Schild
Dawson City 40 km. Ich passiere die Kreuzung, wo der Klondike Highway auf den Dempster Highway trifft , jetzt
weiß ich das ich in gut 30 Minuten in Dwason City sein werde und bin wieder hellwach - die Müdigkeit ist wie
weggeblasen. Um 21.30 Uhr fahre ich am Downtown Hotel vor, hinter mir liegen 17 Stunden Autofahrt !!!
Ich spreche an der Rezeption vor, die Dame dort ist sehr beschaeftigt und meint nur das dies schon den ganzen Tag so ginge, die Leute wollen alle einen Tag
früher kommen, weil das Rennen dieses Jahr so schnell wäre. Das kann ich ihr nur bestätigen, denn auch ich bin früher
als geplant hier. Natürlich hatte ich das Zimmer vorreserviert und habe eine Kopie der Reservierung dabei aber
eigentlich, wie jedes Jahr ist die Reservierung nicht im PC zu finden. Verstärkung wird in Form der Managerin
angefordert, es dauert eine kleine Ewigkeit bis die Reservierung gefunden wird, aber dann grosses Aufatmen auch
meinerseits. Das Telefon klingelt unaufhörlich, ich habe Mitleid mit der Dame an der Rezeption. Sie gibt mir meinen
Zimmerschlüssel und erklärt mir wo ich das Zimmer finde. Ich bedanke mich und wünsche einen ruhigen Abend, woraufhin
ich ihr ein kleines Lächeln entlocken kann bevor ihr Ohr wieder am Telefonhörer hängt. Bevor ich meine Sachen
aufs Zimmer bringe beschliesse ich noch schnell mal Im Yukon Quest Headoffice vorbei zu schauen, ich möchte die
Jacke von Joe May dort abgeben, der diese bestimmt schon vermisst. Das Informations-Center dient im Winter als
Checkpoint und Media Office, zu meiner Verwunderung ist dort niemand anzutreffen. Es brennt kein Licht und die
Türen sind abgeschlossen. Ob die hier nicht wissen, wie schnell die Musher dieses Jahr unterwegs sind ? Sei es
drum, ich fahre zurück zum Downtown Hotel und schreibe noch etwas Tagebuch- danach schnell noch eine Dusche und
dann ab in die Falle. Morgens um 6 Uhr bin ich schon wieder wach, aber das
Hotel Rearaurant öffnet erst um 7 Uhr seine Tür. Ich beschliesse mal rüber zu fahren ins Info-Center, ob sich da
schon jemand rumtreibt. Aber Fehlanzeige - kein Mensch zu sehen. Um diese Uhrzeit scheint Dawson City, wie
ausgestorben - keine Menscheseele ist zu sehen. Ich fahre wieder zurück ins Hotel und warte bis es endlich 7 Uhr
wird.
Pünktlich um 7 Uhr öffnet das Restaurant seine Pforten und ich ordere erstmal Kaffee. Nach dem zweiten
Refill bestelle ich mir dann ein grosses Omlette und lasse mir dieses munden. So nun lässt sich der Tag doch
ganz anders angehen nach einem guten und reichlichen Frühstück. Ich fahre gegen halb 9 Uhr wieder rüber zum
Yukon Quest Checkpoint und siehe da, es kommt Bewegung in die Sache. Drinnen sind einige Leute damit beschäftigt
die W-Lan Verbindung zu koordinieren. Ich gebe ertmal einer Freiwilligen die Jacke von Joe May und erzähle
in kurzen Sätzen, was es damit auf sich hat. Dann werde ich aufgefordert und soll meinen Laptop anschliessen und
schauen ob ich ein Signal erhalte. Top Leute, direkt beim ersten Versuch und da ich der erste hier bin suche
ich mir einen schönen Platz, wo eine Steckdose in der Nähe ist, denn in ein paar Stunden werden die Media Vertreter
hier wie die Heuschrecken einfallen und dann sind Steckdosen sehr gefragt. Nun da ich schonmal Verbindung
habe schaue ich gleich mal nach, wann denn der erste Musher zu erwarten ist. Oh je, die Seite, wo man den Live
Tracker anklicken kann zeigt Error an. Schön dann eben nicht. Das Info Center füllt sich zunehmend und auch der
Race Marshall Hans Oettli ist anwesend. Also den ersten Mann an der Quelle fragen? Aber Hans gibt sich in seiner
ruhigen Art ganz gelassen. Eigentlich, wie jedes Jahr sagt er, die Hochrechnungen gehen von ein paar Stunden aus
das wäre so um die Mittagszeit bis Früh Nachmittags bis hin zum Abend. Danke Hans, wirklich wie jedes Jahr, es
gibt die kuriostesten Hochrechnungen und die Kaffeesatzleser haber Hochkunjunktur. Ich beschliesse die deutsche
Yukon Quest Website mit diesen Gerüchten und Kaffeesatz Prophezeihungen teilhaben zu lassen und schreibe erstmal die
fälligen Berichte.
Yukon Quest: The Story of the World's Toughest Sled Dog Race Lew Freedman
192 Seiten - Der Autor und Co-Autor vieler Buecher von bekannten Mushern, wie Joe Redington, Dick Mackey, George Attla und DeeDee Jonrowe,
schreibt in diesem Buch zum ersten Mal ueber den Yukon Quest. Der bekannte Sport-Reporter konzentriert sich dabei auf das Rennen von 2009,
beschreibt aber auch die Geschichte des 26 Jahre alten Hundeschlittenrennen.
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