Ich belade den Wagen und ein paar Minuten später bin ich auf dem Rückweg. Es ist schon ein komisches Gefühl bei
Dunkelheit zu fahren, man ist angespannter als am Tag, aber ich komme gut voran. In Central herrscht noch rege
Betriebsamkeit, als ich an der Tankstelle vorfahre. Es müssen wohl gerade einige Teams angekommen sein. Ich tanke das
Auto nochmal randvoll und gehe ins Restaurant, um zu bezahlen. Dort sehe ich ein mir bekanntes Gesicht, es ist
Kristine eine Deutsche, die schon vor vielen Jahren nach Alaska ausgewandert ist. Sie ist mit einem Trapper verheiratet
und lebt ca. 30 km von Central mit diesem im Busch .Kristine ist auch schon seit
vielen Jahren als Freiwillige für das Yukon Quest tätig.
Sie wartet auf ihre Ablösung, die jeden Moment kommen müsste. Ich lade Kristine noch zu einem Kaffee ein
und frage sie noch, ob der Pass über den Eagle Summit offen ist? Sie bejaht dieses und fragt ob
ich bei Dunkelheit über den Pass will? Ja Kristine, ich habe keine Zeit mehr zu verlieren, wenn ich die ersten Musher
in Dawson City erwischen möchte. Ich verabschiede mich von Kristine. Es kommen mir einige Dogtrucks entgegen die
noch auf dem Weg nach Central oder Circle City sind.
Ich komme gut voran, dann erreiche ich den Eagle Summit und schon ist es mit dem guten Vorankommen vorbei. Ich fahre
in eine geschlossene Wolken/Nebeldecke und die Sicht beträgt noch keine 30 m. Ich fahre ganz vorsichtig und taste
mich so Kilometer für Kilometer vor. Ich sehe auf der Temperatur-Anzeige das es draussen nur -14 Grad Cels. sind
und das sind für den Eagle Summit schon frühlingshafte Temperaturen. Die Sicht wird erst besser, als es auf der
anderen Seite wieder den Berg hinuter geht. Plötzlich taucht der Checkpoint Mile 101 am Fusse des Eagle Summit auf,
ich bin erleichtert. Ich beschliesse in Mile 101 vorbeizuschauen und mich nochmal für die
entgegengebrachte Gastfreundschaft zu bedanken. Dort ist man gerade dabei den Letzten Musher des 300 Mile YQ zu
verabschieden und ihn auf die Reise über den Eagle Summit nach Central zu schicken. Ich betrete die Hütte und eine
Geruchswolke von gebratenem Speck und Eiern schlägt mir entgegen. Peter Kamper und Rainer Fischer liegen im
Hinterzimmer der Hütte und schlafen den Schlaf des Gerechten. Ihr Schnarchen ist bis hier vorne zu hören. Ausser Jan
deNapoli der Küchenfee sind nur noch ein paar Freiwillige in der Hütte. Jan bietet mir ein Frühstück aber ich
lehne dankend ab, ich möchte schnell weiter und wollte mich nur nochmal bei euch bedanken, aber ein Kaffee wäre
nicht schlecht und soviel Zeit muss sein. Jan erzählt das Peter und Rainer alle Hände voll zu hatten die letzten
24 Stunden und sie sich den Schlaf redlich verdient hätten.
Drogen und ein grosser Fetteimer:
Ich trinke genüsslich an dem Kaffee als plötzlich Joachim Fisse im Türrahmen steht. Welch freudige Überraschung dich
hier zu treffen Fisse. Joachim hat viel zu erzählen und bekommt von Jan noch eine riesige Portion Eier und Speck
zum Frühstück serviert. Während Fisse das Frühstück geniesst und erzählt, lasse ich mir den Kaffee schmecken und frage
Jan, ob ich noch einen Kaffee bekommen könnte. Klar, antwortet sie, Kaffee haben wir noch genug, aber alles andere geht
nun langsam aus. Ich erzähle Fisse von den Eisverhältnissen auf dem Yukon River und der Wetterlage oben auf dem Eagle
Summit, er bedankt sich dafür und schauffelt weiter Eier und Speck in sich hinein. Gut so Fisse hau nochmal richtig
rein, denn der nächste Etappen-Abschnitt hat es in sich. Ich trinke die zweite Tasse Kaffe mit Genuss aus und jetzt
wird es auch Zeit für mich weiter zu fahren. Ich verabschiede mich von Fisse und Jan de Napoli und sage ihr sie solle
Peter und Rainer schöne Grüsse von mir ausrichten. Ich will gerade gehen als jemand fragt, ob ich nach Dawson City
hochfahre. Ja, bin auf dem Weg dorthin, antworte ich. Oh ich habe eine Bitte an dich. Joe May hat seine
Jacke hier liegen gelassen seine Brille ohne die er fast blind ist und sein Handy ist auch in der Jacke. Joe ist
mit den Trailbrakern schon wieder weg, könntest du ihm die Jacke nach Dawson City mitnehmen ? Klar mache ich,
kein Problem, aber bitte schaut vorher mal in der Jacke nach, ob keine Drogen drin sind, sage ich so im Scherz.
Plötzlich kramt der Mann der mich fragte in der Jacke rum und zieht die Taschen auf links. Nein siehe selbst, keine
Drogen drin !! Ich bin erstaunt und überrascht zugleich, man hat das nicht als Scherz aufgefasst und gemeint das
wäre mein Ernst gewesen ?! Wir lassen Joe über Funk mitteilen das du die Jacke mitbringst. Man muss wissen das Joe
May eine Iditarod Legende ist und nun mit 72 Jahren noch als Trailbraker für das Yukon Quest unterwegs ist. Und ich
lasse die Jacke dieser Legende auf Drogen untersuchen wie peinlich, ich könnte im Erdboden versinken, das war kein
Fettnäpfchen sondern ein Fett-Eimer, wo ich hinein getreten bin! Alles klar Leute dann bin ich mal weg. Ein
letzes mal Tschüss gesagt und Fisse eine gute Reise gewünscht und dann bin ich wieder unterwegs.
Es ist kurz nach 7 Uhr, als ich von Mile 101 aufbreche - es hat leicht angefangen zu schneien. Der Schneefall wird
heftiger aber ich mache trotzdem gute Strecke und hoffe nur das der Pass über den Twelve Mile Summit frei ist.
Schade, dass es so schneit, so kann ich leider keine Bilder von der traumhaften Landschaft machen. Ich habe Glück der
Twelve Mile Summit Pass ist offen und nach gut drei Stunden Fahrt erreiche ich das etwas geschützte Goldstream Valley. Ich
sehe eine Elchkuh mit ihrem Jungen aber als ich bremse und aussteige ,um ein Foto zu machen nehmen die beiden reißaus.
Pech gehabt. Ich setzte meine Fahrt, im immer noch starken Schneegestöber, fort. Etwa gut einen Kilometer weiter steht
ein Native mit einem älteren Mütterchen am Strassenrand und trampt. Ich bringe es nicht fertig die beiden im
Schneegestöber dort stehen zu lassen und halte an. Ich frage wohin sie wollen und der Junge sagt : Nach Fairbanks.
Alles klar ich steige aus und räume das Auto ein wenig auf, so das beide auf der Rückbank genügend Platz haben.
Während der Fahrt kommen wir ins Gespräch und der Junge Native, er ist Mitte zwanzig ,erzählt das sie auf dem Weg nach
Fairbanks sind um ihren Scheck von der Wohlfahrt abzuholen und danach wollen sie noch etwas Lebensmittel einkaufen.
Ohne ihn zu fragen erzählt er mir das er und seine Familie
früher in Fairbanks gelebt haben und er dort dem Alkohol verfallen war, dann er sich aber einer Therapie
unterzogen hat und seitdem dem Alkohol und Fairbanks den Rücken gekehrt hat. Seitdem führt er draussen, weit weg von
allem, ein naturverbundenes Leben. Er hat sich dort ein Blockhaus gebaut und geht im Winter auf
Trappline und im Sommer macht er für Touristen den Angel und Jagdguide. Er hat seinen Weg gefunden und hat mit
der Stadt abgeschlossen. Es war eine kurzweilige Fahrt bis Fairbanks und ich lasse die beiden bei Walmart raus,
wünsche ihnen einen schönen Tag und die beiden wünschen mir eine gute und sichere Reise und noch viel Spass beim
Yukon Quest. Ich beschliesse nochmals am Westmark Inn anzuhalten und gehe in die Lobby, dort stehen zwei PC die für
Gäste zugänglich sind. In diesem Fall bin ich Gast entscheide ich für mich, ich möchte nur nochmal kurz checken wer
schon aus Circle City raus ist und wer in der Zwischenzeit dort angekommen ist. Das ganze dauert keine 10 Minuten und
ich bin wieder auf dem laufenden. So nun ist guter Rat teuer ? Direkt weiterfahren oder doch erst nochmal bei Denys
reinschauen und was essen ? Die Vernunft siegt, ich entscheide mich bei Denys noch eine Kleinigkeit zu essen,
aber vorher tanke ich den Wagen nochmal voll, um danach direkt weiter fahren zu können. Der ganze Aufenthalt bei
Denys kostet mich eine Stunde, die ich aber nicht missen möchte, denn das Essen war wieder köstlich !!!
The Yukon Quest International Sled Dog Race spans some of the harshest and most beautiful winter territory anywhere: 1,000 miles between Fairbanks, Alaska and the city of Whitehorse in Canada's Yukon Territory. Known as 'The World's Toughest Sled Dog Race,' it's an event like no other. Run every February, the race is phenomenally challenging, crossing four mountain ranges...
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Artikel aus dem Yukon Quest Shop:
Brent Sass
Der 40jaehrige Sass gewann 2015 zum ersten Mal den Yukon Quest (1000 Meilen Rennen) - 2006 das Yukon Quest 300. Der ehemalige...
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