Verschiedene Reportagen über das Yukon Quest und das Yukon Quest 300.
:: Reportagen 2010 ::
Yukon Quest Reise-Bericht:
Von
Sui Kings
© Copyright Sui Kings
Yukon Quest 2010 Teil I:
Nach Zack Steer startet Dave Dalton und dann ist Gerry Willomitzer an der Reihe. Ich beschliesse nun den Startbereich zu
verlassen, ziehe die Jacke aus und lege sie in die Tasche, wo sich die FC Fahne und der FC Hut befindet. Das muss ein komischer
Anblick für die Menschen hinter den Zäunen sein, denn auf einmal sind viele Fotoappararte auf mich gerichtet. Ich bitte Tina
auf meine Tasche aufzupassen und mit meiner Kamera, wenn es geht ein paar Dias zu machen, wenn ich mit Brent Sass an die
Startlinie vorfahre. Meine kleine Digitalkamera stecke ich mir in die Hosentasche, um von der Fahrt vom Stake-out bis zur
Startlinie einige Bilder zu machen. Ich laufe über den Cheena River zurück zum Stake-out, die Musher stehen in
gebührendem Abstand Schlange bis zur Starlinie. Ich bekomme gar nicht richtig mit das es etwa -30 Grad C. sind, mein
Herz schlägt wie wild als ich bei Brent Sass am Stake-out ankomme. Ich sehe gerade noch Lance Mackey den Lokalmatador
ganz ruhig, ohne jegliche Aufregung, total in sich gekehrt, wie ein meditierender Mönch. Dann bekommt auch er das Signal und
wird von seinen Helfern zum Startbereich gebracht . Lance startet vor Brent Sass und dann kommt über Funk das Kommando,
'Jetzt du Brent'. Ich steige auf die rechte Kufe des Schlittens die FC Fahne mittlerweile ausgerollt flattert im Wind,
den grossen FC Hut habe ich auf dem Kopf und schon gibt Brent seinen Hunden das Kommando. Die ganze Meute wird von
mehreren Helfern links und rechts eskortiert, am hinteren Ende des Schlittens fährt ein Skidoo das mit einem Seil mit
dem Schlitten verbunden ist. Die Hunde zerren an den Leinen wollen endlich loslaufen, als wir die kleine Böschung
runter zum Cheena River fahren kippt der Schlitten fast um, ich springe von der Kufe ab, um schlimmeres zu verhindern
und laufe neben dem Schlitten her, bis wir auf dem Cheena River sind. Welche ein Bild, ich mit rot-weissem Hut auf
dem Kopf, Trikot an, in der rechten Hand die FC Fahne und dann laufend neben Brent Sass Schlitten. Aber ich nehme
mir ein Herz und steige wieder auf die rechte Kufe. 'Alles klar?', fragt Brent. 'Of course Brent everything is well'. Die
Leute staunen nicht schlecht, als wir uns dem Startbereich nähern. Wir haben ausser Lance Mackey noch zwei andere Musher
vor uns und so geht es nur stockend vorwärts. Einige Fotografen fragen, ob sie ein Bild von mir machen dürften. 'Klar
selbstverständlic - nur zu', rufe ich ihnen zurück, um den Motorenlärm des hinten am Schlitten noch befestigte Skidoo zu
übertönen. Erst jetzt bemerke ich, dass ich noch gar kein Foto mit meiner kleinen Digikamera gemacht habe, schnell die
kleine Kamera aus der Hosentasche geholt und einfach in die Menge geknipst, hoffentlich werden die Bilder was.
Dann geht es wieder einige Meter weiter Richtung Startlinie, jetzt haben wir nur noch Lance Mackey vor uns und
dann darf Brent Sass vorfahren.
Adrenalinschub:
Ich höre über den Lautsprecher das Startkommando für Lance, plötzlich springt Brent vom Schlitten und fordert mich auf, ich soll
mich mit vollem Gewicht auf die Krallenbremse stellen. Er öffnet den Panikhaken, welcher uns mit dem Seil zwischen Skidoo
und Schlitten verbindet. Ich stehe mit meinen gesamten 95 Kg auf der Krallenbremse, die Helfer halten die Hunde auch noch
seitlich mit kurzen Leinen und trotzdem bewegt sich der Schlitten immer weiter nach vorne. 'Welch Kraftpakete', denke ich nur,
dann springt Brent wieder auf und signalisiert mir, dass ich langsam etwas von der Krallenbremse gehen soll. Wir bekommen das
Signal von einem der Rennoffiziellen zur Startlinie vorzufahren. Dort wird die Hundemeute von einigen Freiwilligen mehr am
loslaufen gehindert. Welch ein Gefühl, ich stehe mit Brent hinten auf dem Schlitten, die FC Fahne flattert im Wind und
tausende Menschen vor uns sehen das alles - einfach nur geil! Wir werden beide gemeinsam fotografiert, Brent steigt wieder
vom Schlitten und tritt den Scheeanker in den Schnee. Ich soll mich wieder voll auf die Krallenbremse stellen, gibt er
mir zu verstehen, dann geht er von Hund zu Hund und tätschelt sie nochmal. Vorne bei den Leithunden angekommen lecken
diese ihm mit ihren Zungen durch das Gesicht, sie können es kaum erwarten, dass es nun endlich losgeht. Ein Gejaule und
Kläffen, das durch Mark und Bein geht. Brent kommt zurück, steigt nochmal auf die linke Kufe, legt den rechten
Arm um mich und schon klicken die Fotoapparate wieder. 'So jetzt wird es ernst', meint er mit einem Lächeln im Gesicht,
ich steige vom Schlitten und bedanke mich bei ihm für dieses unbeschreibliche Gefühl, wünsche ihm alles gute und einen
sicheren Trip und 'wir sehen uns in Whitehorse !' Dann geht es blitzschnell, Brent bekommt das Startsignal und schon
fährt er davon, umjubelt von seinen vielen Fans die er in Fairbanks hat.
Ich rolle die Fahne zusammen und gehe zu Tina zurück die immer noch an ihrem Platz vor dem Zaun im Schnee liegt und Bilder
schiesst. 'Und Tina, konntest du einige Fotos von mir und Brent mit meiner Kamera machen ?' 'Ich glaube, das ist in die Hose
gegangen', meint Sie, zu viele Leute drumherum und ich glaube ich war zu weit weg! 'Ohje nein, bloss das nicht', denke ich und
bin etwas entäuscht darüber. Aber ich kann der Tina auch keinen Vorwurf machen, sie macht das Quest das erstemal und heute weiss
ich das ihr sowas nicht nochmal passieren würde. Ich habe Hoffnung, das einige mir bekannten Fotografen Bilder von mir und
Brent gemacht haben. Erst jetzt bemerke ich die Kälte wieder, meine Ohren sind feuerrot und tun weh. Auf der Fahrt
zur Startlinie war ich einem wahren Adrenalinschub ausgesetzt und habe die Kälte überhaupt nicht wahrgenommen ! Ich ziehe das Trikot
aus, den Hut und stecke alles mit der Fahne zusammen in die Tasche. Schnell die warme Mütze, Handschuhe und die dicke Jacke
an. Meine Finger sind klamm vor Kälte, ich bekomme gerade noch so einen Film gewechselt, um von den restlich startenden
Mushern auch noch Aufnahmen zu machen. Der letzte Hundeschlittenführer, der auf den Trail geht, ist Peter Fleck, er wird mit ganz besonders
viel Applaus verabschiedet. 'So Tina nun sind sie alle auf dem Trail und wir haben noch etwas Zeit, wollen wir nochmal
zum Hotel zurück und das Geschehen hier für die deutsche Yukon Quest Website niederschreiben?' 'Von mir aus gerne'. meint Tina.
Wir verabschieden uns noch von einigen Bekannten und Freunden mit den Worten, dass man sich ja in den nächsten Tagen auf
und am Trail wiedersehen wird. Ich erfahre von Steve einem guten Freund, der unter anderem auch das japanische
TV Team fährt, dass er gutes Bildmaterial von mir und Brent Sass hat. Super!, mir fällt ein Stein vom Herzen und nun bin
ich auch der Tina nicht mehr böse. Richtig böse war ich ihr eigentlich nicht, nur etwas enttäuscht aber das ist
so schell wieder vergangen, wie es auch gekommen war. Dem Tinchen kann man gar nicht richtig böse sein, denn sie ist
eine treue Seele und ein absolut teamfähiger Reisepartner! Wir machen uns auf den Weg zum Hotel, derweil steigt
am Yukon Quest Headquartier noch eine kleine Feier. Am Hotel angekommen nehmen wir sofort beide PC in der Hotel Lobby
in Beschlag und schreiben über das soeben erlebte. Nach einiger Zeit überkommt uns der kleine Hunger, ist ja auch
schon eine Weile her, seit dem Frühstück. Ich schlage Denys vor und Tina nickt zustimmend. Bei Denys gehen wir
den weiteren Verlauf unserer Reise durch. Wollen wir den Start der '300-Meilen-Musher' sehen und fotografieren
oder fahren wir nach Two Rivers oder direkt nach Mile 101 raus ? Die Entscheidung fällt beim Essen, wir fahren
direkt nach Mile 101 raus, welcher ja dieses Jahr als Checkpoint hochgestuft wurde und nicht wie sonst all
die Jahre als Dogdrop diente. Nachdem wir uns nochmal so richtig satt gegessen haben, machen wir uns auf den
Weg nach Mile 101. The Race is on !!