Verschiedene Reportagen über das Yukon Quest und das Yukon Quest 300.
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Yukon Quest Reise-Bericht:
Von
Sui Kings
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Yukon Quest 2010 Teil I:
Es ist erst 5 Uhr in der Früh, als irgendjemand eine Etage höher dermassen die Tür zuschmeisst, dass ich sofort hellwach bin. Prima
denke ich noch - so ein Idiot!. Ich schiebe den Vorhang vor dem Fenster beiseite und sehe mit Entsetzten, dass es schon wieder
schneit. Ich packe meine Sachen zusammen und schmeisse den Zimmerschlüssel in die
dafür vorgesehene Box am Motel Office und fahre rüber zum Grumpy Grizzly Restaurant, es sind nur -13 Grad Celsius - schon wieder
wärmer geworden und das ist für Tok sehr ungewöhnlich denn Tok ist allgemeinhin als Kälteloch bekannt. Hier hatte ich vor
zwei Jahren schonmal -57 Grad C !!! Im Grumpy Grizzly bestelle ich mir ein richtig deftiges Frühstück mit Speck, Eiern
und Bratkartoffeln dazu noch Toastbrot und den obligatorischen Kaffee vom Bodensee. Nach einer dreiviertel Stunde bin ich gut satt
und setze meine Reise Richtung Fairbanks fort. Es ist noch dunkel und die Schneeflocken tanzen im Schein der Scheinwerfer,
es sieht aus als fielen Millionen kleiner Diamanten vom Himmel, alles ist ruhig auf dem Highway - es ist noch niemand
unterwegs und so komme ich gut voran. Als es anfängt zu dämmern hört auch der Schneefall auf und ich sehe mit heller
Begeisterung das sich die Wolkendecke lichtet. Die ersten Sonnenstrahlen werfen ein bezauberndes Licht auf die Schneekegel
der umliegenden Berge, ich stoppe mitten auf dem Highway, den ich noch immer für mich alleine habe und mache schnell ein
paar Fotos. Dann fahre ich weiter, aber schon bald stoppe ich wieder, weil ich von einer
andern Ansicht begeistert bin. Wenn das so weiter geht, bin ich heute abend noch nicht in Fairbanks ! Die verloren
geglaubte Zeit kann ich gut rausholen, denn der Highway ist eisfrei, auch dieses Phänomen habe ich noch nicht erlebt.
Der Schnee der runtergekommen ist wird vom leichten Wind, wie Wüstensand in der Sahara, von der Fahrbahn geweht, so dass
ich wirklich mit 110 km/h voran komme. Ich passiere nach einiger Zeit Delta Junction hier endet der Alaska Highway
und von nun an geht es weiter über den Richardson Highway. Ich fahre über die Brücke des Tanana River und auf der rechten
Seite kommt die berühmte Alaska Pipeline zum Vorschein. Sie wird dort rund um die Uhr von Wachleuten und Video
Kameras überwacht. Ich wollte dort voriges Jahr mal stoppen, um Bilder zu machen ,sofort setzte sich ein Auto der
Sicherheits-Leute in Bewegung und gab mir zu verstehen das ich sofort die Kamera wegtun und schleunigst
das Weite suchen soll. Die Erinnerung ist gut vorhanden und so fahre ich zügig weiter. Es ist etwas
nebelig und der Nebel setzt sich wie Puderzucker auf Bäume und Sträucher. Ein faszinierender Anblick und als
der Richardson Highway ein Stück parallel zum Tanana River verläuft stoppe ich auf einem der zahlreichen
angelegten kleinen Parkplätze, von wo man bei klarer Sicht einen wunderschönen Ausblick auf die Alaska Range
hat, und mache Fotos von den in Eisnebel verhüllten Bäumen und Sträuchern, die auf kleinen Inseln im Flussbeet
des Tanana River stehen. Die Sonne die ab und zu die Nebelbänke durchbricht gibt dem ganzen noch eine ganz
besondere Atmosphäre. Ich halte auf den nächsten 50 km noch des öfteren, um diese ungewöhliche Szenerie
auch mit der Kamera einzufangen.
Plattfuss?:
Plötzlich werde ich von einem Warnsignal, welches auf dem Tacho aufleuchtet, aus meiner Euphorie gerissen. Oh dieses Signal zeigt
mir, dass ich Luftverlust im linken Vorderreifen habe. Ich fahre den nächsten Parkplatz an, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Dass fehlt jetzt noch - ein Plattfuss. Ich kann bei einer Kontrolle nichts feststellen und beschliesse erstmal weiter zu fahren
und die Sache im Auge zu behalten. So ganz nebenbei bemerke ich das es richtig frisch ist, die Anzeige im Auto zeigt mir
-27 Grad Cels. an ich beschliesse nun zügig bis nach Fairbanks zu kommen, so schön dieser Anblick der im Rauhreif liegenden
Landschaft auch ist. Ich setze meine Fahrt fort und nach gut einer halben Stunde komme ich durch eines dieser kleinen
Nester die am Highway liegen aber meistens eine Tankstelle haben. Ich beschliesse zu tanken ,um dann auch nochmal den
Reifendruck kontrollieren zu können. Es ist kein Druck Verlust in den Reifen festzustellen und diese Tatsache erleichtert
mich doch sehr. Ich setze meine Fahrt fort und erreiche gegen Mittag Fairbanks. Mittlerweile scheint die Sonne aber
Fairbanks liegt unter einer Smogwolke aus Nebel, und Abgasen, die Temperaturanzeige im Auto zeigt immer noch -27 Grad
Cels. ich fahre auf direktem Weg zum Westmark Hotel, denn dort habe ich mich für die nächsten drei Tage einquartiert.
Hier werde ich am Abend auch meine Reisebegleitung Tina Schmidt treffen, die aber erst heute abend mit dem Flieger
in Fairbanks eintrifft. Ich erledige die Eincheck Prozedur und bringe gleich mein Gepäck aufs Zimmer. Da es noch
früh am Tag ist, beschliesse ich dem Yukon Quest Hauptquartier einen Besuch abzustatten. Das Auto lasse ich am Hotel
zurück ich bin froh mir mal die Beine vertreten zu können und ausserdem liegt das Yukon Quest Büro gerade mal 15 Minuten
vom Westmark Hotel entfernt. Ich muss höllisch aufpassen beim Gehen, denn die Gehwege sind nicht gestreut oder
von Schnee und Eis geräumt. Es ist gefährlicher sich zu Fuss fortzubewegen als mit dem Auto. Aber es geht alles
glatt und nach 15 Minuten bin ich im Yukon Quest Büro.
Es herrscht ein munteres Treiben im Büro , in einer Ecke werden Kartons ausgepackt in der anderen sind Amateurfunker damit
beschäftigt eine Verbindung mit irgend jemanden herzustellen. Ich werde aber trotz der ganzen Betriebsamkeit herzlich begrüsst.
Einige erkennen mich wieder und rufen ein freundliches 'Hallo ,auch wieder dabei', durch den Raum. 'Ja klar', rufe ich zurück und
schaue mich nach Souveniers um. Ich frage nach einer gewissen Marti Steury, aber die sei heute nicht im Büro gibt man mir zu
verstehen. Ich stelle mich der Frau an der Kasse vor und sage ihr meinen Namen und das für mich etwas hinterlegt sein müsste,
einige Poster und Patches . Nein keiner weiß was. Ich gebe aber noch nicht auf und sage das Rolf
Schmitt aus Whitehorse doch mit jemanden telefoniert hat und das ein Päckchen für mich hinterlegt worden sein muss.
Allgemeines ahnungsloses Schulterzucken. Man vertröstet mich auf morgen dann wäre
Marti Steury hier, die wüsste bestimmt was. Ok dann werde ich morgen nochmal vorbei kommen, aber so ganz ohne Souveniers
gekauft zu haben verlasse ich das Quest Büro nicht. Ich beschliesse dem hektischer werdenden Treiben zu entfliehen und
kehre zum Hotel zurück. In der Hotel Lobby stehen den Gästen zwei PC zur Verfügung ,an einem lasse ich mich nieder und
schreibe Peter Kamper erstmal eine Email, dass ich in Fairbanks angekommen bin, damit er sich keine Sorgen machen braucht.
Auch die deutsche Yukon Quest Seite wird in Angriff genommen und erstmal ein Bericht über meine Fahrt von Whitehorse
nach Fairbanks verfasst. Nach gut 1 1/2 Std. muss ich Pause machen und ziehe mich aufs Zimmer zurück, denn das
Tagebuch muss auch auf den neuesten Stand gebracht werden.