Verschiedene Reportagen über das Yukon Quest und das Yukon Quest 300.
:: Reportage 2006 ::
Berichte von Gerry Willomitzer:
Von
Gerry Willomitzer
© Copyright Gerry Willomitzer
Rückblick auf das Yukon Quest 2006
Fairbanks - Circle (Teil I)
Das 2006er Yukon Quest konnte nicht besser beginnen als mit Burger und Bier. Auf der ersten Etappe am Chena River passierten
unsere Teams zahlreiche Lagerfeuer, wir Musher wurden reichlich mit Burgern und Hotdogs versorgt. Wie geplant "parkte" ich
nach vier Stunden auf halber Strecke zwischen North Pole und Two Rivers, und zog nach drei Stunden "Sonnenbaden"
(es war knapp unter null Grad) wieder den Schneehaken. Phil Joy campte neben mir, und keiner von uns konnte ahnen,
dass er zwei Tage später schon aus dem Rennen sein sollte. Ebenso wenig lies sich mein Schicksal vorhersagen.
Der Höhepunkt des Rennens folgte kurz nach Einbrechen der Dunkelheit in Two Rivers: Rick Swenson stand entlang der
Strecke am Lagerfeuer und versorgte die Musher mit Budweiser.
Angel Creek war wie immer "voll belegt", gut dass ich als eines der ersten Teams eintraf und mir meinen Parkplatz selbst
auswählen konnte. Die Tierärzte Annette Kriller und John Overell nahmen den "mandatory vet check" an meinem Team vor und
stellten drei schmerzhafte Schultermuskeln fest. Wie war das passiert? Ich konnte es mir nicht erklären, war ich doch relativ
langsam auf gutem Trail hierher gefahren. Egal, ich kramte die Schulterjacken hervor, massierte die Muskeln von Joseph,
Ophir und Ali mit Massageöl und zog den Hunden die wärmenden Jacken über bevor sie einschliefen. Kurz nachdem William
Kleedehn verlies ich Angel Creek um 3:15 morgens. Der Trail war hart und schnell, auch die leicht angeschlagenen Hunde
liefen ohne Probleme. Ein halbe Stunde nach Angel Creek - wir "rollten" durch ein Waldbrandgebiet, mondhelle Nacht
-trotzdem fuhr ich mit der Stirnlampe an. Und trotzdem sah ich es nicht kommen. Plötzlich "schluckte" ein Steilhang
vor mir das Team, gleichzeitig wurde der brettharte Trail eisig und neigte sich zur Seite, ich versuchte den schneller
werdenden Schlitten aufrecht zu halten, rutsche von der linken Kufe ab, kam seitwärts neben den Schlitten, den ich im
Versuch aufrecht zu bleiben auf meinen Körper kippte. Die Hunde liefen inzwischen "Volldampf" da ich keine Bremswirkung
mehr bieten konnte. Füsse voraus knallte ich auf ein Hindernis, wurde unter dem Schlitten gewendet, der Schmerz fühlte
sich an als ob mir jemand eine Mistgabel von hinten in den Oberschenkel rammte. Ich schleifte hinter dem Schlitten,
die Hände fest an die Handlebar geklammert, mein Kopf streift einige Wurzelstöcke am Wegesrand, meine Stirnlampe
wurde mir vom Kopf gerissen, Dunkelheit, plötzlich Stillstand. 14 Hunde wedelten mit dem Schwanz, während ich mir
auf die Zähne biss, um keine Schmerzenschrei auszustossen. Mein rechtes Bein konnte ich nicht heben und vor den
Körper setzen. Egal, auf die Kufen, und schon zog mich die Hundemeute zum nächsten "Glacier". Etliche Male fiel
ich vom Schlitten, konnte zu spät oder gar nicht an Gefahrenstellen bremsen. Mein Wheel-Dog Mohammed wurde zweimal
von der Gangline gerissen, einmal quetsche ich ihn mit dem Schlitten gegen einen Baum. "Der ist hin", dachte ich,
doch da stand Mohammed, schaut mich fast vergnügt an und wedelt mit dem Schwanz. Ich spannte ihn wieder ein und
fuhr weiter. Es braucht nicht erwähnt zu werden, das Mohammed auch seine drittes Quest glänzend zu Ende fuhr,
für ihn versteht sich das von selbst.
w e i t e r