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REPORTAGEN 2006
Yukon Quest

Yukon Quest Bericht Von Crispin Studer © Copyright Crispin Studer

Übermüdet Slaven's Cabin

Später erfahre ich, dass es Agata's Handschuh war. Zu meiner anhaltenden Müdigkeit kommt jetzt auch noch dazu, dass der Weg schlecht markiert ist. Der Schnee hat alles im Griff, will sagen, alles ist eingeschneit und die Trailmarkers sind weit auseinander platziert. Eric Butcher ist deswegen sogar vom Weg des Trails abgekommen und hat deshalb eine riesige Schlaufe auf dem Fluss gemacht. Dann hat er zwar den Weg wieder gefunden hat, doch nun war er in die falsche Richtung unterwegs. Eine halbe Stunde später hat er dann zum Glück diesen Fehler mit Hilfe seines Kompass entdeckt und hat mit seinem Team gewendet. Ich selber komme mehr schlafend als wach in Slaven's an, wo ich eigentlich nur Abash einem Vet geben will, der dann dafür schauen soll, dass Abash von hier aus nach Dawson geflogen wird. Doch der Organisator des Dog Drops kommt zu mir und meint, was ich denn essen und wie lange ich schlafen wolle. Es war mir nicht möglich, einer warmen Mahlzeit und einem Bett zu widerstehen. So habe ich, nach nur gerade 3 Stunden Fahrzeit, schon wieder 5 Stunden Pause gemacht. Dadurch habe ich leider Zeit verloren, die am Ende des Rennens noch wichtig gewesen wäre. Doch dies wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.



Gegen eine Wand fahren

Nach 300 Meilen - also knapp 500 Kilometer - im Rennen, fahren viele Roockie-Musher (Rookies werden diejeningen genannt, die den Yukon Quest zum ersten Mal fahren) gegen eine Mauer. So nennen es die Experten. Denn der Schlafmangel zeigt nach 3 Tagen nun so richtig Spuren und auch die Hunde erreichen zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal ihr Limit. So kommt eines zum anderen und nichts läuft mehr. Und genau dies ist mir auf dem nächsten Run passiert. Taran, der im Swing läuft, hat mir das ganze Team umgedreht. Gao, der bereits Durchfall hat, ist müde und zieht kaum mehr. Bald darauf ist Quebec so müde, dass er sich nur noch ziehen lässt. So entscheide ich mich, nach bereits 50 Kilometern schon wieder eine Pause zu machen, dabei wollte ich ja eigentlich bis nach "Troute Creek", das 100 Kilometer weit weg ist, um von da aus einen Run nach Eagle zu machen, das von da aus nur noch 65 Kilometer entfernt ist.

Doch nun bin ich mit meinen Hunden mitten auf dem Yukon River, und wenigen von ihnen mute ich noch mehr Leistung zu. Als ich das Team wieder gebootet (d.h. die Booties angezogen) habe, mache ich mich definitiv auf den Weg Troute Creek. Troute Creek ist übrigens eine bewohnte Hütte am Yukon und hier sind alle Musher willkommen und erhalten sogar eine Mahlzeit. Aber mein Team sieht nach dieser kurzen Pause noch nicht viel besser aus. Zwar haben sich Gao und Quebec etwas erholt, dafür humpelt Tommie mehr als zuvor. Nach 35 Kilometern wollen Gao und Quebec schon wieder Pause machen, doch dieses mal erlaube ich es nicht. Ich lasse das Team die letzten 15 Kilometer bis nach Troute Creek rennen. Es ist hart, die Hunde vor sich rennen zu sehen, und genau zu wissen, dass sie nicht wollen. Doch wenn wir nun schon wieder eine Pausen machen würden, würden wir zwar bis nach Eagle kommen, aber am Schluss kein Futter mehr übrig haben.

Crispin Studer - copyright by Crispin Studer

So komme ich mit einem angeschlagenen Team in Troute Creek an. Nachdem ich wie immer zuerst die Hunde versorgt habe, hat mir Mike, der Besitzer, eine warme Suppe offeriert. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass er aus Deutschland kommt und hierher ausgewandert ist. Es macht sehr viel Spass, mich auf Deutsch mit ihm zu unterhalten. Nach ein paar Stunden Schlaf bin ich dann mit einer bedeutend besseren Laune weitergefahren. Auch den Hunden gehts wieder wesentlich besser. Tommie hat keine Schmerzen, Taran und Gao sind wieder motiviert, nur Quebec will oder kann nicht mehr. So packe ich ihn nach ein paar Kilometern in den Schlittensack. Dies hassen die Hunde normalerweise, doch Quebec ist diesmal sogar sehr dankbar dafür, dass er sich die Fahrt über sogar sehr ruhig verhält. Schliesslich ist der Run nach Eagle dann doch der beste seit langem.



Fahrt durch eine Zauberwelt - auf nur einer Kufe

Für die Ortschaft Eagle ist der Yukon Quest der grösste Winter-Event. Man muss wissen, dass in Eagle der Winter ca. 8 Monate lang dauert. Während dieser Zeit führt keine Strasse in diesen Ort. Nach der Pause, in der ich Quebec gedropt habe, fahren wir auf der zugeschneiten Zufahrtsstrasse. Die ersten 30 Kilometer geht's den Berg hinauf, alles in Richtung "American Summit". Die Hunde laufen gut. Sie - und natürlich auch ich - sind froh, endlich weg vom zwar schönen, aber doch langweiligen Yukon River zu sein. Es macht Spass, zu sehen, wie es dem ganzen Team wieder besser geht.

Als wir aus der Baumgrenze kommen, hat der Wind für mehrere hundert Meter den ganzen Schnee von der Strasse weggefegt, so dass wir über blanke, scharfkantige Steine fahren müssen. Für zirka eine halbe Stunde fahren wir durch eine wunderschöne, aber irgendwie unwirkliche Landschaft. Die wenigen Bäume sind vom Wind verkrüppelt und mit Schnee überhäuft, und die Schneeverwehungen haben eigenartige Formen angenommen. Dazu kommt, dass ich den American Summit im Sonnenuntergang überquere. So fahren wir für eine Stunde lang durch eine Zauberwelt. Gleich zu Beginn der Abfahrt kommt dann die Herausforderung: der Seitenhang ist über mehrere hundert Meter mit Schneeverwehungen bedeckt und diese gilt es heil zu überqueren. Damit der Schlitten nicht abrutscht, fahre ich hier auf nur einem Runner (Kufe). Das braucht ziemlich Kraft, da der Schlitten doch gute 80 Kilogramm wiegt. Es ist zwar anstrengend, doch es macht auch viel Spass, denn jetzt muss ich - nach der langen Partie über den flach gefrorenen Fluss - den Schlitten endlich wieder "richtig" fahren.



Müde, müde, müde

Vom "Eagle Summit" geht es dann für 50 Kilometern vorwiegend den Berg hinab bis zum "Forty Mile River". Doch wir kommen, nach einem guten Anfang des Runs, schon wieder nicht besonders gut voran. Nach einer langen Fahrt halte ich kurz vor dem Forty Mile River an, um hier zu campen. Es ist nun schon wieder spät in der Nacht. Ich bin sehr müde und habe Schwierigkeiten, mich wach zu halten. Nachdem ich die Hunde gepflegt habe, muss ich noch etwas warten, bis genügend Schnee geschmolzen ist. So setze ich mich auf den Schlitten, wo ich aber sofort einschlafe. Als ich wieder aufwache bin ich komplett durchgefroren. Sofort fange ich an, den Trail hinauf und hinab zu rennen. Als ich dann das Wasser für die Hunde nehmen will, ist dieses schon wieder kalt. Ich wärme es erneut auf, doch beim Warten schlafe ich wieder ein. Als ich wiederum durchgefroren aufwache, ist das Wasser auch schon wieder kalt. Ich entscheide mich, die Hunde besser kalt zu füttern als gar nicht. Fertig mit dem Hunde füttern, entscheide ich mich, mir selber eine Mahlzeit aufzutauen, um wieder zu Kräften zu kommen. Und wie kann es anders sein - während ich meine Mahlzeit aufwärme, schlafe ich wieder ein. Nach dem üblichen Ritual (aufwachen und rennen), bemerke ich, dass ich wohl etwas länger geschlafen habe, denn die Malzeit ist nun ganz verkocht. To bad, aber ich versuche es nicht noch einmal. Da ich die ganze Zeit kalt habe, schlafe ich auch nicht besonders gut und so muss ich immer wieder aufstehen, um mich aufzuwärmen. Das bedeutet in erster Linie umherrennen.

Als wir dann endlich zur Weiterfahrt bereit sind, d.h. die Hunde ausgeruht und die Booties an ihren Pfoten, kommt mir mit einem Male eine Idee: Vielleicht ist der letzte Run nur deshalb so langsam gewesen, weil die Plastics (ein langes Stück Plastik, das auf die Kufen aufgezogen wird, um den Widerstand zu verringern und die Kufen zu schützen) defekt sein könnten. Schnell schaue ich nach. Sie sind nicht nur stark abgenützt, sie sind sogar richtig gehend zerstört, haben viele Löcher und Rillen - und das bremst natürlich! Zum Glück habe ich Ersatz dabei, den ich umgehend aufziehe. Ich muss wohl 3 Plastics auf dem "American Summit" geschlissen haben!



Die Hälfte des Rennens ist geschafft!

Nun geht es mit bedeutend weniger Widerstand weiter. Bald treffen wir auf den "Forty Mile River". Auf diesem Fluss überquere ich die Amerikanisch-Kanadische Grenze. Nach einem ereignislosen Run, treffe am späten nach Nachmittag glücklich in Forty Mile Village ein. Hier habe ich die exakte Hälfte des Rennens absolviert - ein gutes Gefühl!

Alle Musher sind in Forty Mile Village herzlich willkommen. Die Besitzer haben für alle eine Malzeit gekocht und lassen uns in ihrer Küche schlafen. Ich habe sie gefragt, ob sie mich um 23:00 Uhr wecken würden, so das ich bald darauf losfahren kann. Leider haben sie es aber vergessen. Aber ich trinke vor dem Schlafen immer einen halben Liter Wasser, damit ich nicht zu lange schlafe - denn so muss ich jeweils nach 3 Stunden aufs Klo. Darum wache ich mit nicht allzu viel Verspätung von selber auf und mache mich gleich ans booten (Booties anziehen) und fahre los.

Crispin Studer - copyright by Crispin Studer

Kyla Boving ist 25 Minuten vor mir losgefahren. Ich hoffe, sie auf diesem Run auf dem Yukon River nach Dawson einzuholen. Nach zwei Stunden sehe ich bereits ihre Kopflampe. Doch ganz plötzlich kommt ein äusserst starker Wind auf. Er ist so stark, dass ich nicht mal mehr Spuren von Kyla sehe, obwohl sie nur gerade 5 Minuten vor mir ist. Nach einer viertel Stunde ist der Wind genauso schnell wieder weg, wie er gekommen ist. Und dann holen wir auch schon Kyla ein. Sie sagt mir, dass sie Probleme habe - ihre Hunde haben starken Durchfall. Ich hoffe, dass sich die Hunde in Dawson erholen werden. Ich habe mehrfach mit Kyla trainiert und verstehe mich sehr gut mit ihr. Sie versucht, mir zu folgen, doch ihre Hunde wollen nicht und so bin ich bald darauf wieder ganz alleine mit meinen Hunden. Es ist eine wunderschöne, mondlose Nacht. Der Himmel ist mit Sternen und Nordlichtern bedeckt. So geniesse ich diese Nacht, denn ich bin diesmal nicht müde - im Gegenteil - ich bin richtiggehend aufgedreht.



In Dawson - ein überwältigendes Gefühl

Und mit dieser Stimmung kommen wir nach Dawson, wo ich die 36-Stunden-Pflichtpause machen muss. Mel, meine Eltern und viel andere warten hier auf mich. Als wir in Dawson einfahren, habe ich ein überwältigendes Gefühl. Wir fahren bis in die Stadtmitte, wo sich der Checkpoint befindet. Dort wird, wie an jedem Checkpoint, das obligatorische Material überprüft. Und als ich meinen ersten kleinen Erfolg fertig genossen habe, geht's zum Campingplatz, wo die Hunde rasten werden. Cris (ein Händler, der für Jean-Paul Geoffrion gearbeitet hat, bevor Jean-Paul gestrached ist) hat zusammen mit Pascal, Veronique, Annie und Ivan ein Camp für meine Hunde aufgebaut. So konnten meine beiden Händlerinnen Mel und Marie-Maude ausruhen.

Crispin Studer - copyright by Crispin Studer
Wer den restlichen Teil von Crispin Studers Yukon Quest Reportage lesen will (inklusive Bilder-Gallery), kann das auf der Homepage des Schweizer Mushers tun:

Crispin Studer


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Ein autentischer Bericht über das Yukon Quest. Man hat das Gefühl, mit dem Musher alle Höhen und Tiefen während des Rennens mit zu erleben. Man lernt seine Hunde genau kennen. Als ich zu lesen angefangen hatte, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe es in einem Stück zu Ende gelesen!
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