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REPORTAGEN 2006
Yukon Quest

Yukon Quest Bericht Von Crispin Studer © Copyright Crispin Studer

Der Eagle Summit

Nach 6 Stunden Pause nehmen wir diesen Streckenabschnitt in Angriff. Die Sonne verschwindet gerade hinter dem Horizont, als wir uns auf erneut auf den Weg machen. Zum Glück ist der Weg gut sichtbar markiert, man kann hier nämlich nicht viele Spuren auf dem Schnee ausmachen, da hier durch den fast permanenten Wind extreme Schneeverwehungen vorhanden sind. Teilweise windet es auch während unserer Fahrt recht stark. Wir kommen dennoch gut voran, bis nach zirka 45 Minuten plötzlich keine "Trailmarkers" (Holzstöcke, die den Weg markieren und die immer mit einem Reflektor versehen sind, so dass man sie auch nachts gut sehen kann) sichtbar sind. Zudem ist der Schnee so hart, dass ich unmöglich irgendwelche Spuren von anderen Teams sehen kann, und das Team vor mir ist mehr als eine Stunde vor mir losgefahren. So kann ich auch keine Kopflampe ausmachen. Und so irren wir durch die baumlose Landschaft, irgendwo da entlang, wo ich den Weg vermute. Die Hunde wissen so gut wie ich, dass dies nicht der Moment für Fehler ist. Und so folgen Manouane und Chandy meinen Richtungskommandos ohne zu zögern. Nach einigen Kilometern treffen wir zufälligerweise wieder auf einen Trailmarker und gleich darauf auf einen zweiten, so dass wir mit grosser Erleichterung wieder wissen, wo's lang geht. Nach einem kurzen Aufstieg kerzengerade den Bergrücken hinauf, haben wir den berühmten und Sagen umworbenen "Eagle Summit" erreicht. Es ist eine wunderschöne Nacht mit unendlich vielen Sternen. Leider haben wir aber keine Zeit, dies zu geniessen, da es auf der anderen Seite unvermittelt bergab geht - und zwar unbeschreiblich steil.

Dieses Jahr hat es zum Glück viel vom Wind "hart gebackenen" Schnee, so dass es möglich ist, den Schlitten zumindest ein bisschen zu bremsen. Und so kommen wir mit Höchstgeschwindigkeit und ohne grössere Probleme den Berg hinunter, bis wir an der Baumgrenze wieder auf einen Weg treffen.

Crispin Studer - copyright by Crispin Studer

Wie ich erst später erfahren habe, haben diese Stelle längst nicht alle so glücklich hinter sich gebracht, wie wir. Einige Musher haben das Gleichgewicht verloren und wurden den Berg hinunter geschleift. So erging es auch Michelle Phillips. Als sie dann endlich zum Stillstand gekommen ist, kam Frank Turner - und bei ihm war es sogar so, dass nicht nur er das Gleichgewicht verloren hat, sondern gleich sein ganzes Team. Franks Schlitten ist mit voller Wucht gegen den Michelles Rücken geprallt und hat sich zudem mit deren Schlitten verhakt. Michelle hat grosses Glück, dass sie nicht ernsthaft verletzt wurde, doch hatte sie für den Rest des Rennes in der Schulter starke Schmerzen.

Der Weg bis nach Central ist dann fast nur noch eine Formsache. Wir fahren durch ein Minengebiet, über den "Steese Highway" auf einem kleinen Fluss, auf dem wir einige Stunde dahingleiten. Nun kann ich endlich richtig durchatmen, die Nacht und unseren ersten, kleinen Erfolg geniessen. Wir, die Hunde und ich, haben den "Eagle Summit" heil überstanden!



In Central

Um Mitternacht treffe ich in "Central" ein. Ich bin froh, hier eine Pause machen zu können. Nach einer wohlverdienten Mahlzeit für die Hunde und den Musher, einem kurzen, aber erholsamen Schlaf geht's im Morgengrauen weiter. Als ich die Kopflampe anzünden will, gibt die Birne gerade ihren Geist auf - die Ersatzlampe tut es ihr gleich. Da es aber schon ziemlich hell ist, entscheide ich mich, ohne Kopflampe zu fahren und die Birnen tagsüber dann zu reparieren. Den ersten Kilometer soll der Trail auf einer Strasse entlang führen und dann nach links auf einen Waldpfad abbiegen - so waren die Anweisungen der Rennleitung. Doch da ich keine Kopflampe trage, habe ich die Trailmarker mit den Reflektoren verpasst. Nach 2 Kilometern hält ein Auto an und man sagt mir, dass ich wohl auf der falschen Strecke sei. So wende ich mit dem Team und wir finden schliesslich die richtige Abzweigung. Nach kurzer Fahrt überholen mich einige Teams, unter anderem Eric Nicolier und Bruce Milne. Doch die Musher sind nicht immer leicht zu erkennen. Es ist nämlich um die -40° Celsius, so dass die Musher ziemlich vermummt sind. Der Trail führt nun an den "Circle Hotsprings" vorbei. Wegen dieser heissen Quellen hat es sehr viel Dampf, so das alles mit einer dichten Eisschicht überzogen ist und ein dicker Nebel in der Luft hängt. Ich habe das Glück, dass ich bei Sonnenaufgang hier vorbei komme, denn mit diesem Lichteinfall verfärbt sich nämlich der ganze Nebel rot - wunderschön, so etwas zu sehen!



Langweiliger Fluss und läufige Hündinnen

Ja, und so kommen wir bald auf den "Birch Creek". Dies ist der wohl langweiligste Fluss, den ich auf dem ganzen Quest sehe. An dieser Stelle hat er unendlich viele Windungen und, da wir nun in einer Ebene sind, ist der einzige Ausblick die Böschung, und selbst deren Anblick verändert sich nicht wirklich. Während den folgenden zirka 80 Kilometern fahren wir auf diesem Fluss. Nach 6 Stunden Fahrt halte ich an, um für ebenfalls 6 Stunden den Hunden und mir selber eine Pause zu gönnen.

Als ich gerade mit dem Versorgen der Hunde fertig bin, kommt Eric Nicolier zu Fuss auf mich zu. Er hat sein Team nur gerade 100 Meter nach der nächsten Biegung platziert. Er ist ziemlich deprimiert, da alle vier Weibchen seines Teams läufig sind. Alle seine Hundemänner sind nur noch an den Hundefrauen interessiert...

Wir verbringen die Pause zusammen. Eric ist dann etwa eine Stunde vor mir losgefahren. Doch schon bald hole ich ihn wieder ein, da er Schwierigkeiten hat, seine Hunde davon zu überzeugen, dass Rennen interessanter ist als die Weibchen im Team. Nach ein paar weiteren Stunden Fahrt auf dem Birch Creek können wir dann endlich diesen Fluss verlassen und kommen bald darauf in "Circle" an.



Circle - und nette minus 50° Celsius

In Circle stelle ich fest, dass sich Tommie am linken Rist eine Zerrung zugezogen hat. Ich massiere ihn gut und verbinde ihn anschliessend mit Neopren, so dass der Rist schön warm bleibt. Dann geht's zum Schlitten packen: Hier in Circle muss ich ihn besonders sorgfältig packen, da es von hier aus rund 260 Kilometer bis nach "Eagle", dem nächsten Checkpoint, geht. Und da Eagle während 8 Monaten im Jahr nur per Buschflugzeug oder per Schlitten erreichbar ist, wäre ein aufgeben dort fast nicht möglich.

Nach einer langen Pause von rund 12 Stunden geht es Tommy viel besser und der Schlitten ist gepackt. So mache ich mich erneut auf - diesmal bei eisiger Kälte von -50°Celsius.



Auf dem Yukon River

Der Trail ist nun zum ersten Mal auf dem Yukon River. Dieses Jahr ist der Yukon ziemlich flach gefroren, so dass wir gut voran kommen. Nach 60 Kilometern erreichen wir eine alte Hütte, die vor 100 Jahren von Goldsuchern, Postboten und Abenteurern gebaut und benutzt wurde. Dort halten wir an und machen eine 5 stündige Pause. Bruce Milne ist kurz vor mir dort angekommen. Nach dem wir beide unsere Hunde versorgt haben, gönnen wir uns einen kleinen Schwatz und legen uns anschliessend in unsere Schlitten, um etwas zu schlafen. Beide waren wir zu müde, als dass wir ein Feuer in der Hütte hätten anzuzünden mögen - obwohl es immer noch nette -40° Celsius war. Kaum eingeschlafen, wurde ich auch schon wieder geweckt. Agata Franczak ist auf ihrem Schlitten eingeschlafen und gerade aufgewacht, als ihr Hundeteam zu uns in Richtung Hütte abgezweigt ist. Sie fragt mich, ob ich ihr helfen könne, das Team zu wenden, da sie bis nach "Slaven's Cabin" fahren will, einer Distanz von nur noch 32 Kilometern. Gefragt, geholfen. Danach lege ich mich erneut zum Schlafen. Nach 4,5 Stunden Schlaf ziehe ich meinen Hunden erneut die Booties an und fahre, noch ganz und gar müde und Schlaf trunken, weiter.

Crispin Studer - copyright by Carsten Thies

Auf der Fahrt Richtung Slaven's Cabin, dem nächsten Dog Drop, verletzt sich Abash an der Schulter - er ist auf dem Eis mit einer Vorderpfote ausgerutscht. Mit einem Male sehe ich - immer noch äusserst müde - ein Stück Fell vor uns auf dem Weg liegen. In meiner Schlaftrunkenheit erkenne ich aber nicht genau, was es ist, bis ich mit dem Schlitten darüber fahre und sehe, dass es ein Handschuh aus Biberfell ist. Ich habe viel zu spät reagiert und verpasse es so, den Handschuh aufzuheben. Da muss wohl jemand nun ziemlich kalte Hände haben....



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