Verschiedene Reportagen über das Yukon Quest und das Yukon Quest 250.
:: Reportage 2002 ::
Der "Schlittenhunde-Schummi" von Österreich:
Von
Paul Cech
© Copyright Paul Cech
Zum erstenmal in der Geschichte des härtesten Schlittenhunderennens der Welt, dem Yukon Quest, gewann ein Europäer. Hans Gatt aus Österreich.
Dieser Artikel erschien auch im Heft des oesterreichichen Hundemagazins 'Wuff'.
Wilderness. Eisige Temperaturen. Blizzards. Hohe Berg-Pässe. Nur neun Checkpoints. Das 1.600km-lange "Yukon Quest" von
Fairbanks in Alaska nach Whitehorse/Yukon gilt nicht umsonst als das härteste Schlittenhunderennen der Welt. Hier
treten nur die ganz "Grossen" an. Vollprofis, die nicht nur die besten Hunde haben, sondern jene Musher, die
konditionell, mental stark sind. Jene, die auch "draussen" in der Wildnis überleben können. Denn meist wird neben
dem Trail pausiert, werden die Hunde gefüttert, massiert - geschlafen, gegessen. Egal, welches Wetter. Schlaf gibt es
wenig - Hauptsache, den Hunden geht es gut. Hilfe von Aussen gibt es keine. Jeder ist tagelang auf sich gestellt.
Als Hans Gatt am 9. Februar 2002 um exakt 11:08 Uhr in Fairbanks startete, wußte er bereits: Er hat Wochen zuvor
das "Copper Basin 300" gewonnen - und er hat ein tolles Hunde-Team, auf das er sich verlassen kann. Während Joran
Freeman mit einer neuen Taktik (möglichst wenige Zwischenstopps auf dem Trail zwischen den Checkpoints) vorerst
allen um die Ohren fuhr, blieb Hans Gatt im Hintergrund. Nach ca. einem Viertel des Rennens lag Gatt nur an 18. Stelle.
Peter Butteri, Thomas Tetz (Deutschland) und Joran Freeman schienen das Yukon Quest unter sich auszumachen. Hans Gatt
kam noch mit 11 (von 14) Hunden zur 36-stündigen Zwangsrast - und das bereits als 3.
Dennoch standen die Wetten für ihn - offiziell - nicht gut. Gatt hatte zwar schon am Yukon Quest teilgenommen, kennt
also die Bedingungen und er fuhr mehrfach beim Iditarod über 1.800km mit. Er lebt seit 12 Jahren in Kanada und gewann
zahlreichen wichtige Rennen - aber daß ein Europäer, ein bekennender Österreicher, das Yukon Quest gewinnen kann?
Insider schmunzelnden - und "Wuff" war praktisch das gesamte Rennen online dabei - hatte Informationen aus "erster Hand".
Leute die Hans Gatt kennen, meinten: "Paßt's auf den Hans auf! Der läßt andere Vorne die 'Drecksarbeit' machen, wird
dann ab Pelly Crossing (ca. 400km vor dem Ziel) einige Hunde droppen und mit den schnellsten Hunden gewinnen." In Pelly
gibt Hans noch für die TV-Sender, die tws. live berichten sowie für Print-Medien ein kurzes Interview: "Ich habe keine
Chance gegen Peter Butteri". Ein Bluff, wie man es von ihm gewohnt ist.
Und es war so: Leichter Schneefall, minus 17 Grad (also fast zu warm). Hans droppt Hunde, überholt Peter Butteri, während
Joran Freeman von den Veterinären aus dem Rennen genommen wird (wegen Erschöpfung der Hunde) - und ist nach 11 Tagen,
4 Stunden und 24 Minuten der erste europäische Sieger des Yukon Quest. Der erste Österreicher!
Erst nach dem Zieleinlauf, wo er von seiner Frau Herma empfangen wurde, kam ein - absolut legaler Trick (?) zu Tage:
Hans unterstützte auf den letzten 12 Meilen seine Hunde dadurch, dass er - auf den Kufen des Schlittens stehend
- mit Langlauf-Skistöcken antauchte. Ob Trick oder nicht. Für die Medien in Alaska und Yukon war da ein
"gefundenes Fressen". Positiv gemeint!
w e i t e r